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Die Kunsthalle Mainz ist stolz, die Ausstellung „Ed Atkins & Bruce Nauman“ ankündigen zu dürfen. Die Ausstellung ist ein weiterer Höhepunkt im diesjährigen Programm. Mit Atkins und Nauman sind zwei Generationen herausragender Videokünstler exklusiv in der Kunsthalle Mainz zu sehen. Zugleich schließt die Ausstellung an sehr erfolgreiche Doppelausstellungen an, unter anderen waren Attila Csörgö & Roman Signer, Sterling Ruby & Monica Bonvicini und Thomas Schütte & Danh Vo hier zu sehen.

Die Künstler Bruce Nauman (*1941 Fort Wayne, USA) ist einer der profiliertesten Künstler der Gegenwart. Er stellt mehrmals auf der Biennale in Venedig und der documenta in Kassel aus. Eine kürzlich erschienene Monografie herausgegeben von Phaidon Press, London nennt ihn den »Wahren Künstler« (»True Artist«) in Anlehnung an einen Werktitel aus dem Jahr 1967. Nauman arbeitet mit Videos, Neonschriften, Korridorräumen und Skulpturen. Intensität, Hemmung, Zwang und die Arbeit am Körper sind kennzeichnend. Seine Bezüge zu Sprache, Rhythmik und Wiederholung sind das Thema der Ausstellung in der Kunsthalle Mainz.

Ed Atkins (*1982 in Oxford, GB) gehört zu den meist beachteten Künstlern der Gegenwart. Er hat Einzelausstellungen in der Kunsthalle Zürich und derzeit im Palais de Tokyo in Paris und in der Serpentine Gallery in London. Dass er nach Mainz kommt, ist – wie schon die Süddeutsche Zeitung bemerkte – eine Sensation. Atkins beschäftigt sich mit der technischen Perfektion digitaler Medien. Lebendigkeit und Körper werden durch digitale Formate in "tote" Codes übersetzt. In seinen Videos arbeitet Atkins gegen diese Zersetzungen an. Er denkt seine Kunst als Antagonismus. Intensive Farbe, Schärfenwechsel, abrupte Schnittfolgen und emotionale Raum- und Klangerlebnisse bestimmen sein Werk. Tod, Sinnlichkeit, Krankheit und gefühlsgeladene Zustände sind die Themen. Ein kahler Avatar und ein Affe handeln als ihre Protagonisten.

Kunsthalle Mainz Eine Gegenüberstellung mit Bruce Nauman ergibt sich wie von selbst. Beide beschäftigen sich mit Situationen von Stress, Ausgesetzt-Sein und Existenz, ausgearbeitet in medialer Darstellung und virtueller Präsenz. In der Kunsthalle Mainz steht der Bezug zur Sprache im Zentrum. Text, Laut und Äußerungen stoßen bei beiden Künstlern an ihre Grenzen. Sprache ist nicht nur Mitteilung und Botschaft, sondern wird deutlich als Verständigungsversuch, Isolationsbekenntnis und existenziale Selbstkonfrontation.

Videoinstallationen Zentral in der Kunsthalle Mainz sind drei raumfüllende Videoinstallationen. Eine zeigt Bruce Naumans „Raw Material Brrrr“, 1990, im Kinoraum der Kunsthalle Mainz, die beiden anderen stammen von Ed Atkins mit den Titeln „Warm, Warm, Warm Spring Mouths“ und „Even Pricks“, beide aus dem letzten Jahr. In allen drei Arbeiten werden Text, Maskerade, Rhythmik und Selbstbezüglichkeit deutlich, nicht zuletzt die leibliche Erfahrung.

Ed Atkins Die Ausstellung wird in Zusammenarbeit mit Ed Atkins entwickelt. Während seines ersten Aufenthalts in Mainz Anfang Mai 2014 entstehen Teile seines Buches „Seer Reader“, das vor wenigen Wochen bei Koenig Books erschienen ist. Erstmals wird in Deutsch ein anderer Text in Form einer Soundarbeit gelesen.

Dominant sind in der Kunsthalle Mainz zwei raumfüllende Videoprojektionen im Erdgeschoß. Die Videos werden mit kräftigem Ton und einer Surround-Akustik unterlegt. Rasche Schnittfolgen und abrupte Szenenwechsel prägen den Aufbau. Immer wieder tauchen Anleihen aus der kommerziellen Welt auf: Blockbuster Trailer, Werbefilme oder Animationen. Atkins arbeitet mit der Erfahrung des Sinnlichen in virtueller Umgebung. Emotionalität und Körperlichkeit stehen im Vordergrund. Haare, Haut, Feuer und Flüssigkeiten stehen für die naturalistische Methode artifizieller Nachbildung. Wie steht es um das Ich und Befinden im Zeitalter medialer Abbildung und Simulation? Gibt es in der Kultur der digitalen Kommunikationen Widerstand? Was bedeutet Zustimmung, was Ablehnung? Kann die Immaterialität binärer Welten die Existenz und das Leibliche ersetzen? Atkins fragt nach den Bedingungen des Lebens in digitaler Kultur. Und wie steht es mit dem Tod? Gibt es den Tod in der immateriellen Speicherung? At kins arbeitet mit den Mitteln der Simulation gegen diese an, der Mensch, das Ich, bleiben allein und hadernd zurück.

Atkins im Gespräch mit Steve Body, „I don’t believe in any of the immortal things about technology… the possibility of the immaterial, it’s a great fantasy, it’s totally rich… but I don’t want to live forever and I certainly don’t want the work to and maybe there’s an interest there – or a complete disinterest – in the maintenance and the future of the work. It’s very much a wanting to apprehend something now, to feel it now, to be with it in the moment… to delineate a present”.

Atkins im Gespräch mit Thomas D. Trummer: „Das Visuelle ist ausgesprochen wirklichkeitsnah, ist wie im echten Leben; es befindet sich an der Schwelle, physisch zu überzeugen, und steht da herum, unfähig, hinüber zu springen, ohne eine absolute Bauchlandung zu erzeugen.“

Bruce Nauman Bruce Nauman wird zu Recht der Rang zugesprochen, einer der bedeutendsten Künstler der Gegenwart zu sein. Sein Werk, das sich nun über mehr als dreißig Jahre erstreckt, erprobt die Möglichkeiten künstlerischen Ausdrucks mit minimalen Gesten. Seine Medien sind Performance, Film, Installation, Neon, Text und Skulptur. Dafür bevorzugt Nauman beunruhigende Bilder, Situationen, Botschaften und Worte. Er baut Korridore, die Räume verengen, spielt mit der Sprache in Neon- und Textarbeiten, zeigt den eigenen Körper in Videos oder martialische Skulpturen in schmerzender Helle. In Halle 1 hängt eine Skulptur von der Decke. Sie zeigt einen menschlichen Körper in alle Richtungen weisend. In Videos erprobt er Ausdruck und Aushalten in Selbstversuchen. Von Anfang an sucht Nauman, sich und Betrachter in Situationen von Kontrollverlust oder Hilfebedürfnis zu versetzen. Es geht um Macht, Ohnmacht, Freude, Frust, Angst, Tod. Seine Aufzeichnungen in den Medien Fotografie und Film spiegeln Zeit und Raum, aber auch Isolation, Vereinsamung, Selbstbezug, Sprachhemmung und Verständigungssuche.

Bruce Nauman: „Ich gebrauche meinen Körper als ein Stück von Material, das ich manipuliere. Ich betrachte ihn wenn ich ins Atelier gehe und mich mit etwas beschäftige. Manchmal gelingt es, dass diese Beschäftigung zu einem Herstellen führt und manchmal ist die Beschäftigung selbst das Werk.“

“I [am] using my body as a piece of material and manipulating it. I think of it as going into the studio and being involved in some activity. Sometimes it works out that the activity involves making something, and sometimes the activity itself is the piece.”– Bruce Nauman

Zur Ausstellung (Ed Atkins) erscheint ein Katalog in Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Zürich und der Julia Stoschek Collection in Düsseldorf. Verlag JRP/Ringier, Zürich, ISBN 978-03764-359-4