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Die Ausstellungsserie "Dis.Location" zeigt Video-, Rauminstallationen und Performances, die unsere gefestigten Wahrnehmungsmuster der Wirklichkeit - Raum und Zeit, Identität oder Alltag - demontieren. Bild-, Erzähl- und Zeiträume werden dabei verschoben.

Auch das Präsentationskonzept, das "story board" der Ausstellung greift das Motiv der "dislocation" – im Sinne der Verrückung und des Instabilen – auf: Die Arbeiten der 17 KünstlerInnen werden nicht parallel und in fixierter Form, sondern sukzessive und in unterschiedlichen Konstellationen sowie "Verortungen" gezeigt.

"Dis.Location" ereignet sich im Verlauf von vier Ausstellungs-Sets, die jeweils nur drei Tage zu sehen sind. Von Ausstellungsfolge zu Ausstellungsfolge werden ca. fünf Videoinstallationen gezeigt, von denen einige in der nächsten Präsentation "wiederholt", andere dagegen ersetzt werden. Die bleibenden Videoinstallationen werden allerdings jeweils in unterschiedlichen Dimensionen und an unterschiedlichen Orten präsentiert. So durchwandert beispielsweise Runa Islams Video "The Gaze of Orpheus", das während aller vier Teile von Dis.Location zu finden ist, die unterschiedlichen Räume der Ausstellung und ist von der Minimalgröße ausgehend am Ende als überdimensionale Großprojektion zu sehen. Das Video zeigt eine junge Frau, die permanent den Betrachterblick zurückwirft. Eine weitere vermeintliche "Konstante" der Ausstellung ist Jan-Peter E.R. Sonntags Rauminstallation "In the Yellow Cell": Ein begehbares ”Memento Mori” mit subtropischen Klimaverhältnissen, langsam faulendem Obst und Schmetterlingen, die am Anfang der Ausstellung schlüpfen, und deren Lebensdauer die 12 Tage von Dis.Loation nicht überschreitet.

Dis.Location durchkreuzt re/präsentative Ausstellungskonstanten, das Medium Ausstellung wird als eine instabile, "kurzlebige" Angelegenheit reflektiert. Selbst der Ausstellungsraum wird immer ein anderer sein. Die Ausstellung, ihre kontextuellen sowie räumlich-formalen Setzungen, verschieben sich dabei ebenso, wie der Kontext und der Blick auf einzelne Kunstwerke.

"Dis.Location" befragt die Erzählstrukturen von Ausstellungen und deren Effekte auf die Rezeption und Interpretation, die Be/Deutung von Kunst.

Dis.Location 1/4

Runa Islam, The Gaze of Orpheus Runa Islam, Tuin Gerald van der Kaap, Reporter Hong Kong Aurelia Mihai, Mutatie Muntadas,Portrait Hayley Newman Jan-Peter E.R. Sonntag, In The Yellow Cell

Im ersten Teil von Dis.Location geht es um Positionen und Positionierungen des Ichs; um den Verlust - und um die Lust am Verlust - von Identität. Das Gesicht als zentrale Orientierungsmarke von Identität wird dabei, wie z.B. in Aurelia Mihais Videoinstallation "Mutatie", in der Gesichtshälften durcheinander geraten, unterlaufen. In Muntadas Videoprojektion "Portrait" verschiebt sich Identität vom Kopf auf die machtvollen Gesten der Hände, während die Reporterin in van der Kaaps Video "Reporter Hongkong" kurz davor ist, ihr Gesicht zu verlieren. Runa Islam wiederum dividiert ein romantisches "Tête à Tête" auseinander.

Dis.Location 2/4

David Claerbout, Ruurlo, Bocurloscheweg Runa Islam, The Gaze of Orpheus Runa Islam, Tuin Marcus Kreiss, Barcelona Beach Christl Lidl, Blind Man Jan-Peter E.R. Sonntag, In The Yellow Cell Martijn Veldhoen, Dislocations

Eine Irritation von Zeit-Räumen findet im zweiten Teil von Dis.Location statt. Gewohnte Szenarien wie ein überfüllter Strand (Marcus Kreiss) oder ein historisches Landschaftsbild (David Claerbout), stellen sich erst auf den zweiten Blick als Montagen heraus, in denen sich unterschiedliche Parallelwelten abspielen. Die Videoinstallation "Tuin" von Runa Islam zeigt drei Versionen ein und der selben Szene eines Fassbinder Remakes aus unterschiedlichen Perspektiven. Die rotierende Kamera um eine "Boy meets Girl" Szene wird dabei gleichsam nach außen gestülpt.

Dis.Location 3/4

David Claerbout, Cat and Bird in Peace Teresa Hubbard / Alexander Birchler, Gregor's Room II Runa Islam , The Gaze of Orpheus Gerald van der Kaap, Reporter Hong Kong Christl Lidl, Blind Man Jan-Peter E.R. Sonntag, In The Yellow Cell Martijn Veldhoen, Dislocations

Der dritte Teil von Dis.Location zeigt Arbeiten, die um eine diffuse Spannung kreisen, einen in die Länge gezogenen Moment, in dem (fast) nichts passiert, aber alles Möglich scheint. So kommen sich in David Claerbouts Video eine Katze und ein Vogel in schier unendlicher Lethargie und respektvoller Distanz zu Nahe. Teresa Hubbards / Alexander Birchlers Videoinstallation "Gregor's Room", die sich auf Franz Kafkas Erzählung "Die Verwandlung" bezieht, beobachtet einen Mann, der zwischen Apathie und Aufbruchsstimmung, Gelassenheit und Anspannung befangen zu sein scheint. Gerald van der Kaap zeigt eine nervöse Frau, die sich auf etwas vorzubereiten scheint und dabei keinen Schritt voran kommt.

Dis.Location 4/4

Eija-Liisa Ahtila, Today David Claerbout, Cat and Bird in Peace Teresa Hubbard / Alexander Birchler, Gregor's Room II Runa Islam , The Gaze of Orpheus Mark Lewis, A Sense of the End Valérie Mréjen Jan-Peter E.R. Sonntag, In The Yellow Cell

Dis.Location 4/4 re/inszeniert die Dramen des ganz normalen Alltags, z.B. die an TV-Dramen und Talkshows geschulten Positionskämpfe zwischenmenschlicher Natur - auch Begehren genannt. Mann und Frau, Vater und Tochter, Mutter und Sohn, Katze und Vogel ringen um ihre Territorien.

Ein Projekt in Kooperation mit dem Kulturbüro Stadt Dortmund und Montevideo/TBA, NL

KuratorInnen: Hans D. Christ, Iris Dressler, Jan Schuijren

Pressetext

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dis.location
4 Ausstellungen in 12 Tagen
KuratorInnen: Hans D. Christ, Iris Dressler, Jan Schuijren

mit Eija-Liisa Ahtila, David Claerbout, Teresa Hubbard / Alexander Birchler, Runa Islam, Gerald van der Kaap, Marcus Kreiss, Mark Lewis, Christl Lidl, Aurelia Mihai, Valerie Mrejen, Antoni Muntadas, Hayley Newman, Jan-Peter E.R. Sonntag, Peter Stel, Martijn Veldhoen

www.montevideo.nl/dis_location/