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Seit Anfang der 1980er-Jahre arbeitet Dike Blair konsequent an einer zeitgenössischen Interpretation von Landschaftsdarstellungen und Stillleben, die er in Gouachetechnik ausführt. Seit den 1990er-Jahren schafft er darüber hinaus Skulpturen, die oft im Dialog mit der Malerei entstehen und im Gegensatz zur Malerei eine abstrakte Umsetzung seiner Auseinandersetzung mit formalen Fragen präsentieren.

Blair lässt sich oft von der Atmosphäre von Bars inspirieren – viele seiner Stillleben zeigen Cocktails, Zigaretten und Aschenbecher. Durchscheinende Materialien wie Glas und Wasser in allen möglichen Erscheinungsformen, aber auch Blumen und Augen sind weitere häufige Bildsujets. Blairs Malweise lehnt sich am Fotorealismus an, ohne hyperrealistisch sein zu wollen. Der malerische Duktus bleibt in seinen Gemälden, die meistens einen kleinen Ausschnitt der Wirklichkeit beleuchten, erhalten.

Die in der Secession präsentierte Werkserie zeigt eigenwillige Bildausschnitte, die wie versehentlich ausgelöste Fotos aussehen, und scheinbar willkürliche Raumsegmente, zum Beispiel ein Stück Boden, eine angeschnittene Tür oder einen Fensterausschnitt. Tatsächlich sind diese Ausschnitte von Blair präzise komponiert und alles andere als zufällig. Die fragmentarischen und zunächst unspektakulären Ansichten dienen ihm zu ausgeklügelten Lichtstudien: Cocktailgläser reflektieren das schummrige Licht einer Bar, Milchglasscheiben erzeugen diffuses Licht und fast magisches Leuchten. Schimmerndes Licht als „etwas Transzendentales“ hat auf den Künstler eine „romantische Anziehungskraft“ (Blair). Es sind diese Effekte, die den erklärten Formalisten und Luministen faszinieren und die er in seinen Bildern inszeniert.

Dike Blair präsentiert seine Malerei häufig in thematischen Paarungen und im Zusammenspiel mit Skulpturen. Der Künstler nutzt diese Gegenüberstellung, um formale Aspekte und gegensätzliche Ordnungsprinzipien deutlich zu machen. Das Wechselspiel von Fülle und Leere, Natur und Architektur, Innen und Außen, Zentrum und Peripherie spiegelt Blairs dualistische Arbeits- und Denkweise wider, mit der er zudem einem Dilemma künstlerischer Produktion begegnet: Da jede formale Entscheidung auch anders ausfallen und damit zu einem völlig anderen Resultat führen könnte, arbeitet er oft mit Skulpturenpaaren, die zwei Versionen darstellen.

Seine frühen Skulpturen legte Blair als Landschaften, Interiors oder dreidimensionale Malerei an, die er mit Objekten und Materialien wie Leuchtkörpern, Teppichen und modularen Elementen arrangierte und die auf die Erzeugung eines bestimmten Ambientes oder einer Stimmung abzielten sowie zum Nachdenken über formale Entscheidungen anregen sollten. Neuere Werke beziehen sich in ihrer Größe auf die menschliche Gestalt und vereinen die bis dahin getrennt behandelten Gattungen Malerei und Skulptur. Dike Blair wirft Fragen nach grundlegenden Eigenschaften von Bild und Bildträger auf, wenn seine Skulptur-Objekte malerische Züge annehmen und in ihnen die Funktionen von Objekt und Bildträger zusammenfallen.

In der Secession wird Blair eine Auswahl von rund 50 Gemälden zeigen; zudem plant er, vor Ort eine Serie neuer Skulpturen zu produzieren.

Dike Blair, 1952 in New Castle (Pennsylvania, USA) geboren, lebt und arbeitet in New York.

Eingeladen vom Vorstand der Secession
Kuratorin: Bettina Spörr