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Drei Münchner Institutionen, die Städtische Galerie im Lenbachhaus, der Kunstverein München und das Siemens Kulturprogramm, sowie die Galerie im Taxispalais in Innsbruck haben sich zu dem Ausstellungsprojekt "Die verletzte Diva. Hysterie, Körper, Technik in der Kunst des 20. Jahrhunderts" zusammengeschlossen. Die Ausstellung wird vom 3. März bis 7. Mai 2000 in München und Innsbruck gezeigt und vom 25. Juni bis 27. August 2000 in modifizierter Form in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden präsentiert.

Filmprogramm in Kooperation mit dem Cinematograph/Leokino.

In der Ausstellung "Die verletzte Diva" geht es um eine Analyse und Beschreibung dieses Jahrhunderts am Beispiel seiner Körperinszenierungen in den visuellen Künsten. Diese Inszenierungen werden anhand von drei wesentlichen Kriterien befragt: - die Technologisierung der modernen Zivilisation, die für die Bildproduktion spezifische Auswirkungen hatte, - die sich zuspitzende Problematisierung des Geschlechterverhältnisses, welches die Moderne kennzeichnet, - die Hysterie als Ausdruck und Reaktion in Bezug auf die beiden ersten Aspekte.

Zentrale These der Ausstellung ist, dass seit Beginn der Moderne "die Frau" bzw. der "weibliche" Körper zum Symptom der komplexen Verknüpfung von technologischem Fortschritt und inszenierten Geschlechterbeziehungen wird. In diesen Inszenierungen spiegeln sich die grundlegenden Veränderungen der sozialen Lebensformen der Moderne, die mit einer zunehmenden Fragwürdigkeit der tradierten Rollenklischees einhergehen. In den Phantasien, die diese Bilder transportieren, erscheint der weibliche Körper als die destruktive Ursache und zugleich als Ausdruck dieser radikalen Veränderung. "Die Frau" wird dabei als "Zerstörerin" und "Zerstörte" dargestellt.

Im Schnittpunkt dieser gegensätzlichen Darstellungen steht die "Hysterikerin". Während sie für die konservative Wissenschaft als Beweis für den Niedergang der Zivilisation und die Minderwertigkeit des Weiblichen galt, war sie für die Künstler des Expressionismus, Dadaismus und Surrealismus das Sinnbild für die erotische Entfesselung, den Exzess. Beide sind Angelpunkte der Moderne, die mit den antibürgerlichen, antirationalen Tendenzen dieser künstlerischen Bewegungen einhergingen. Dies bedeutet, dass der radikale Formwandel der Moderne sich über und durch die Figur der "Hysterikerin" vollzog. Die Demontage des Körperbildes bedingt eine "Hysterisierung" der Form, die immer auch auf die Methode und den Effekt der technischen Bilderzeugung verweist. Die Fotografie und der Film liefern dabei nicht nur die Bilder der hysterisierten Körper, ihre technologischen Verfahrensweisen bilden vielmehr selbst die Auslöser für diese Hysterisierung.

Das Ausstellungskonzept verfolgt diese "Instrumentalisierung" des Weiblichen und die Vermittlung des weiblichen Körpers durch die männlichen Avantgarde-Künstler (z.B. Boiffard, Dali, Duchamp, Grosz, Yves Klein, Man Ray, Masson, Ubac) bis zu historischen und zeitgenössischen Selbstinszenierungen von Künstlerinnen (z. B. Bourgeois, Cahun, EXPORT, Oppenheim, Sherman).

Gleichzeitig setzt die Ausstellung einen starken Akzent auf männliche Selbstinszenierungen und die darin enthaltene Problematisierung des männlichen Körpers, wie sie seit den fünfziger Jahren bei Bacon, im Wiener Aktionismus (Brus, Schwarzkogler) und der Body Art (Journiac, Lüthi, Naumann) oder zeitgenössischen Positionen sichtbar werden

Zur Ausstellung erscheint ein Katalogbuch (Oktagon-Verlag, Köln) mit Texten von Christina von Braun, Elisabeth Bronfen, Gilles Deleuze, Georges Didi-Huberman, Peter Gorsen, Thomas Lischeidt, Käte Meyer-Drawe, Irit Rogoff, Klaus Theweleit, Slavoj Zizek sowie von Silvia Eiblmayr und Matthias Winzen, die für die Redaktion verantwortlich sind. Pressetext

Orlan: www.cicv.fr/creation_artistique/online/orlan Faith Wilding: www-art.cfa.cmu.edu/www-wilding

Katalog Die verletzte Diva . Hysterie, Körper, Technik in der Kunst des 20. Jahrhunderts Hg. Silvia Eiblmayr / Dirk Snauwaert / Ulrich Wilmes / Matthias Winzen Beiträge von Christina von Braun, Elisabeth Bronfen, Silvia Eiblmayr, Gilles Deleuze, Georges Didi-Hubermann, Peter Gorsen, Irit Rogoff, Klaus Theweleit, Slavoy Zizek (dt./engl.) Oktagon Verlag, Köln 2000 336 Seiten, 161 Abb.

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Die verletzte Diva - Hysterie, Körper, Technik im 20. Jahrhundert

Künstler: Marina Abramovic, Helena Almeida, Eleanor Antin, Renate Bertlmann, VALIE EXPORT, Joan Jonas, Michel Journiac, Mary Kelly, Anne-Mie van Kerckhoven, Elke Krystufek, Katharina Mayer, Michaela Melian, Ana Mendieta, Annette Messager, Orlan , Gina Pane, Aura Rosenberg, Martha Rosler, Cindy Sherman, Twin Gabriel, Peter Weibel, Faith Wilding, Francesca Woodman