press release only in german

Eine Ausstellung der HALLE 14 unter Mitwirkung der ACC Galerie Weimar und von Knut Birkholz (Rotterdam).

Eröffnung: Sa, 16.02.2008, 15 Uhr Universal Cube, HALLE 14 (2. OG)

Was Konjunkturritter, Wirtschaftsplaner, Zukunftsforscher und Wachstumsprofiteure fürchten, führt bei Anderen eher zur Entlastung von den Zumutungen des Lebens: der Stillstand, das Null-Wachstum. Das Langsamer-werden und das Zur-Ruhe-kommen verweigern sich dem Diktat des "Schneller, Höher, Weiter" und dem Slogan des "Stillstand bedeutet Rückschritt". Die Maxime "Weniger ist Mehr" ließe sich so zu "Gar nicht mehr ist Alles" steigern. Bedarf das Nachdenken über das eigene Leben und die Gesellschaft denn nicht auch des Anhaltens und Gewahrwerdens?

Solche Verweigerung läuft den Interessen der ökonomisch-rastlosen Beschleunigungsapostel zuwider. Dabei sind Konjunkturen zyklisch; sie münden in Perioden der Stagnation. Und so könnten nach optimistischen Aufbruchphasen eher Rhetoriken des Innehaltens, der Besinnung und der Eindämmung unerwünschter Folgen des in die Krise geratenen Fortschrittsglaubens an Bedeutung gewinnen. Werden das Nicht-so-weiter-machen, Stehenbleiben und Stillesein - an sich bereits Formen der Auflehnung gegen den Status quo aus Rastlosigkeit und Dauerkonsum - heute zu selten thematisiert?

Kunst weiß Praktiken des Verzögerns und Stillstellens beobachtbar zu machen. Sie kann das Überdauern des Alten im Neuen reflektieren, vom Fortschritt Erledigtes und Zurückgelassenes wiederkehren lassen, vermeintlich Überkommenes, Zeitsprünge und Wirkungsfelder des Anachronistischen hinterfragen. Wo Kunstwerke die Wahrnehmung zur Ruhe kommen lassen, entstehen nicht Langeweile und Überdruss, sondern werden Einfühlung und Erkennen möglich - eine Subversion aus der Geschwindigkeitsverweigerung, die auch die Kehrseiten des Stillstands sichtbar macht.

Die Ausstellung basiert auf Idee und Konzept der Tagung "Stehende Gewässer. Medien und Zeitlichkeiten der Stagnation" (2006) des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Graduiertenkollegs "Mediale Historiographien" Weimar/Erfurt/Jena und auf dem Jahresthema des 12. Internationalen Atelierprogramms der ACC Galerie Weimar und der Stadt Weimar (2006/07).

Mit Lene Berg (NO), Persijn Broersen & Margit Lukács (NL), Raymond Taudin Chabot (NL), David Claerbout (BE), Claudia Hardi (CH), Jason Salavon (USA), Minnette Vári (ZA), Patrick Ward (GB)