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Das NGBK-Projekt, initiiert von den Berliner Künstlern Renata Stih und Frieder Schnock, setzt sich kritisch mit der "F.C. Flick Collection im Hamburger Bahnhof" auseinander, die ab dem 22. September als Leihgabe für sieben Jahre in Berlin zu sehen sein wird.

Im Mittelpunkt steht das Thema Zwangsarbeit und die Steuerfrage. Das NGBK-Projekt "Weißer Ritter" (Der Nothelfer zur Rettung eines maroden Unternehmens) umfasst eine Plakataktion als Intervention im öffentlichen Raum, die Publikation "Die Kunst des Sammelns" und eine Podiumsdiskussion in der Akademie der Künste. Das Projekt will eine öffentliche Diskussion anregen über Fragen, die in der unkritischen Sicht auf die ca. 2.500 Leihgaben von F.C. Flick, Erbe und Enkel des NS-Wehrwirtschaftsführers Friedrich Flick, untergegangen sind und erst auf Druck von Medien, Abgeordneten und Repräsentanten jüdischer Organisationen erneut gestellt wurden. Das Projekt versteht sich als Beitrag zu einem offenen und kritischen Diskurs, der eine lebendige Erinnerungskultur in diesem Lande einfordert.

NGBK-Arbeitsgruppe "Weißer Ritter" Die Kunst des Sammelns - Flick in Berlin Die NGBK-Arbeitsgruppe "Weißer Ritter" thematisiert unter dem Titel "Die Kunst des Sammelns" verschiedene Aspekte der Friedrich Christian Flick Collection im Hamburger Bahnhof, die ab dem 22. September 2004 als Leihgabe für sieben Jahre erstmals in Berlin zu sehen sein wird und von den Staatlichen Museen zu Berlin als "herausragendes Ereignis für die internationale Kunst- und Museumsszene" angekündigt wurde. Friedrich Christian Flick, Erbe und Enkel des ehemaligen NS-Wehrwirtschaftsführers Friedrich Flick, wollte ursprünglich für seine Sammlung ein eigenes Museum in Zürich errichten. Sein Plan scheiterte am Protest Schweizer Bürger, die vehement die Weigerung von F.C. Flick kritisierten, sich finanziell an der Hilfe für ehemalige ZwangsarbeiterInnen zu beteiligen.

Das Kunstprojekt, initiiert von den Künstlern Renata Stih und Frieder Schnock, verweist auf Sachverhalte, die in der unkritischen Sicht auf die ca. 2500 Leihgaben untergegangen sind und erst auf Druck von Medien, Abgeordneten und Repräsentanten jüdischer Organisationen allmählich zur Sprache kamen: das Thema Zwangsarbeit und die Steuerfrage, zwei Hauptaspekte der Familiengeschichte "Flick", die Vergangenheit und Gegenwart berühren. Der sammelnde Wahlschweizer F.C. Flick ist dagegen eher der Zukunft verpflichtet. Er investierte das Erbe des Großvaters imagesteigernd in Kunstwerte, die nun in der deutschen Hauptstadt gefeiert werden sollen. F.C. Flick zahlt keine Steuern in Deutschland, lässt sich aber beim Unterhalt und den Kosten der Erstpräsentation seiner Erwerbungen von den Staatlichen Museen Berlins aushalten. Eine öffentliche Bühne wird bereitgestellt für die Selbstdarstellung eines Großsammlers, der sagt, er wolle der "dunklen" Seite seiner Familiengeschichte durch die öffentlich zur Schau gestellte Kunstsammlung eine "helle" hinzufügen.

Das Projekt versteht sich als Beitrag zur lebendigen Erinnerungskultur in diesem Land. Was hat Kunst mit Zwangsarbeit zu tun? Das Irrationale im Umgang mit der Vergangenheit wird befragt: Inwieweit wird mit zweierlei Maß gemessen? Engagierte BürgerInnen setzen sich für NS-Opfer, Denkmale und Forschungszentren ein, während das Thema Familiengeschichte und Vergangenheit beim Flick-Erben Friedrich Christian weitestgehend ausgeblendet wird.

Das Projekt "Weißer Ritter" umfasst drei Teile: In der Publikation "Die Kunst des Sammelns", herausgegeben von der NGBK, wird u.a. die "Méthode Flick" als Zusammenspiel von Geld, Macht und Politik durch drei Generationen hindurch (Großvater, Onkel, Enkel) dargestellt. Bei der Podiumsdiskussion am 25. September 04 in der Akademie der Künste steht das Sammeln von Kunst in den öffentlichen Museen und das Beispiel "Flick in Berlin" im Mittelpunkt.

Ab dem 10. September wird im Umfeld des Hamburger Bahnhofs eine Plakataktion als Intervention im öffentlichen Raum auf die Ausstellung der "F.C. Flick Collection" hinweisen.

Pressetext

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Die Kunst des Sammelns - Flick in Berlin
NGBK-Projekt, initiiert von den Berliner Künstlern Stih & Schnock (Renata Stih und Frieder Schnock)

Plakataktion:
10.09.-30.09.04 Die Großplakate "Wir fordern: Freier Eintritt für ehemalige ZwangsarbeiterInnen" und "Steuerflüchtlinge zeigt eure Schätze" hängen in unmittelbarer Nähe des Hamburger Bahnhofs, um als "Beitrag zur Erinnerungskultur" die öffentliche Diskussion über die Zusammenhänge zwischen der Flick-Familiengeschichte und der F.C. Flick-Collection anzuregen

Podiumsdiskussion:
25.09.04, 19:00 "Die Kunst des Sammelns - Flick in Berlin"
Akademie der Künste, Berlin

Publikation:
Renata Stih & Frieder Schnock"Die Kunst des Sammelns / The Art of Collecting"
Beiträge u.a. von Tom Freudenheim, Elvira Pichler, Jutta Raulwing, Marianne Theil
Hrsg./Ed. NGBK e.V., dt./engl., 66 Seiten, Preis € 4.-, ISBN 3-926796-91-X