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Preisträger des ›Blinky Palermo Stipendiums 2001 der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Freistaat Sachsen‹ ist der Mailänder Francesco Vezzoli. Seine „Stickereien“ stellen neben seinen Film- und Videoarbeiten eine zweite, wesentliche Werkgruppe dar, in der er sich mit Stars und Diven aus dem Bereich des Films, der Werbung, der Mode und des TV auseinandersetzt. Er thematisiert sowohl den sie umgebenden Glamour als auch die damit verbundene Einsamkeit und die Vergänglichkeit von Ruhm.

Vezzoli greift in seinen Werken stets auf kulturell standardisierte Inhalte, sowie auf mediale, soziale und formale Elemente zurück. Diese werden als ein Reservoir von Wirklichkeitsfragmenten genutzt, aus dem er seine eigenen Mythologien erschafft. In den kunstvoll mit Nadel und Faden gestickten Porträts verbinden sich zwei einander entgegen gesetzte Welten: häuslich-private Handfertigkeit und auratisierender Glamour der Porträtierten. Der Akt des Stickens selbst wird zu einer Metapher für eine Form von Besessenheit, die sich zwischen den Polen kontemplativer Wirklichkeitsaneignung und einer Liebe zum Detail verortet. In seinen Stickarbeiten durchdringen sich nostalgische Erinnerungen mit distanziertem Entrücktsein und hinterfragen sich wechselseitig. Vezzolis Ausstellung in Leipzig wurde im Hinblick auf die parallel dazu stattfindende Ausstellung „Gee... how glamorous“ – Andy Warhol: Stars und Theatralität konzipiert und zeigt in erster Linie Stickereien von Stars, die im engeren wie auch im weiteren Sinne auf das Umfeld Warhols verweisen. Für Vezzoli ist Warhol mit seiner fast an Besessenheit grenzenden Begeisterung für Star-Ruhm und Glamour prototypisch für den Umgang und die Instrumentalisierung des „Star-Mythos“. Eigens für die Ausstellung ist eine Porträtserie in Kooperation mit dem New Yorker Starfotograf Francesco Scavullo entstanden, der vor allem durch seine Serie mit Aufnahmen von Fotomodellen und Filmstars wie Brooke Shields und Cindy Crawford vor und nach dem Make-up bekannt geworden ist. Francesco Vezzoli wurde zum Gegenstand und Motiv eines dieser Doppelporträts. Scavullo, der bereits in den 70er Jahren als Fotograf für das von Warhol herausgegebene Magazin „Interview“ arbeitete, zeigt in den zurückhaltenden Schwarzweiß-Porträts zwei unterschiedliche „Gesichter“ des Künstlers, die im unmittelbaren Nebeneinander ein facettenreiches Porträt Francesco Vezzolis wiedergeben.

Begleitend zur Ausstellung erscheint das Buch „The Needleworks of Francesco Vezzoli“ im Hatje Cantz Verlag (in englischer Sprache – ISBN 3-7757-1255-0).

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Die Handarbeiten von Francesco Vezzoli
Kurator: Jan Winkelmann