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In der Ausstellung There is tiresome, but attractive zeigt Diana Artus Resultate ihrer dreimonatigen Artist Residency in Seoul im Frühling diesen Jahres. Wiederkehrende Themen in der Arbeit der Künstlerin sind die Wechselwirkung von Stadtraum und Stimmung sowie die Frage nach einer psychogeographischen Les- und Erzählbarkeit urbaner Strukturen. Dieses Mal, inspiriert von den Thesen des südkoreanischen Philosophen Byung-Chul Han, der sein Heimatland als „Müdigkeitsgesellschaft im Endstadium“ bezeichnet, stand die spezifische Atmosphäre Seouls im Spannungsfeld zwischen „excitement“ und „exhaustion“ im Mittelpunkt ihrer Recherche.

In Form eines installativen Settings versammelt die Ausstellung verschiedene Fotografien aus den Business- und Shopping-Distrikten der Stadt, insbesondere aus Gangnam und der noch im Bau befindlichen „Smart City“ Songdo. Durch simple Bearbeitungen des Trägermaterials bzw. durch die Art ihrer Präsentation werden die abgebildeten Straßenszenen und Architekturen zu „Urban Characters“ und erweitern damit die gleichnamige Werkserie der Künstlerin, in der sie architektonische Körper zu repräsentativen Figuren werden lässt, die ihren Betrachtern als eigenständige Persönlichkeiten mit charakteristischen Merkmalen gegenübertreten. Im Falle Seouls sind dies ultramoderne Gebäude, die sich jedoch kaum noch aufrecht halten können. Unter dem Titel Dropouts fallen sie im Ausstellungsraum buchstäblich aus dem Rahmen und agieren so scheinbar die Erschöpfung aus, die sich die abgebildeten Passanten nicht zugestehen. Auf die Frage „How are you?“ antwortet das disziplinierte Leistungssubjekt mit „Very busy!“. Artus' Arbeit Businesscard of a Full Body Sandwich Man verweist auf den Stellenwert der Visitenkarte als Ausweis solcher Geschäftigkeit.

Der Zwang zu permanenter Leistungsbereitschaft und optimaler Erscheinung übt einen immensen Druck aus, suggestiver Zuspruch sorgt für die nötige Motivation. Bei den auf einem Flatscreen präsentierten Korean Notebook Wisdoms handelt es sich um eine Sammlung von Sinnsprüchen, die die Künstlerin auf den Covern koreanischer Collegeblöcke entdeckt hat – der Ausstellungstitel ist einer davon. Diese in fehlerhaftem Englisch verfassten Slogans changieren auf seltsame Weise zwischen Beruhigung und Ansporn; der konfuzianistischen Philosophie entsprungen fügen sie sich nahtlos in ein globales neoliberales Arbeitsethos ein.

Darüber hinaus präsentiert Diana Artus ihr neues Künstlerbuch A Korean Notebook, das unmittelbar von den koreanischen Collegeblöcken inspiriert ist. Darin sind nicht nur die Bild- und Textebene der Ausstellung vereint, sondern, wie der Name schon sagt, kann es auch als Notizbuch verwendet werden kann.