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2016 richtet die Veranstaltungsreihe „Geteilte Leidenschaften“ den Fokus auf besondere thematische Akzente in öffentlichen und privaten Kunstsammlungen. Im Mittelpunkt der Ausstellung „Der letzte Tanz. Das Totentanz-Motiv in der grafischen Kunst“ steht der Totentanz in Werken aus den Straßburger Museen.

Das Totentanz-Motiv bringt auf eindrückliche Weise die Todesangst des Menschen zum Ausdruck. Seit Ende des 15. Jahrhunderts ist es ein wiederkehrendes Thema in der grafischen Kunst. Eine besondere Ausprägung erfuhr es am Oberrhein unter dem Einfluss der Totentanz-Darstellungen in den Dominikanerkirchen von Basel und Straßburg und aufgrund der schnellen Verbreitung des Buchdrucks. Ursprünglich appellierte der Totentanz an die Moral, führte er doch den Sterblichen gemäß der Maxime „Memento Mori“ die Unausweichlichkeit des Todes vor Augen. In der Zeit der Revolutionen von 1848 und des Deutsch-französischen Krieges erhielt das Motiv jedoch oft auch einen politischen Anstrich. Humorvoll wurde es ausgelegt, wenn es darum ging, den Tod zu beschwören oder Buße zu tun. Vielfältige Abwandlungen des Totentanz-Motivs sind in der Populärkultur anzutreffen.

Mit Druckgrafiken aus den Sammlungen der Straßburger Museen sowie bedeutenden Leihgaben vermittelt die Schau einen Überblick über die verschiedenen Totentanz-Darstellungen von den ersten Bildern bis hin zu seiner Verwendung in den Krisen und Konflikten des 20. Jahrhunderts.

Die Ausstellung versammelt Werke der prominentesten Vertreter des Genres, von alten Meistern wie Hans Holbein, Albrecht Dürer, Heinrich Aldegrever und Hans Sebald Beham bis hin zu bedeutenden Grafikern und Illustratoren des 19. und 20. Jahrhunderts, darunter Alfred Rethel, Alfred Kubin, Joseph Sattler, George Grosz und Otto Dix sowie Tomi Ungerer aus jüngerer Zeit.

Als Kontrapunkt zu dieser Ausstellung präsentiert das Museum Tomi Ungerer – Internationales Zentrum für Illustration vom 15. April bis 16. Oktober „Rigor Mortis und andere Totentänze“. Bei Tomi Ungerer geht das Totentanz-Motiv auf den Einfluss Hans Holbeins zurück. 1983 widmete er dem Thema mit „Rigor Mortis“ einen ganzen Band. Die Ausstellung zeigt alle Zeichnungen dieser Serie sowie Werke von anderen zeitgenössischen Illustratoren, die sich ebenfalls mit dem Totentanz beschäftigten.

Kuratoren: Franck Knoery, Sammlungsassistent im MAMCS, und Florian Siffer, Sammlungsassistent im Kupferstichkabinett