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1920er Jahre in Deutschland: Das Straßenbild ist noch geprägt von den Nachwehen des Krieges, die Menschen sind von Armut gezeichnet. Doch ist auch schon der wirtschaftliche Aufschwung der Weimarer Republik spürbar. Zahlreiche Künstler wenden sich bewusst vom Expressionismus ab, der nach dem Grauen des Ersten Weltkriegs für viele als ebenso gescheitert gilt wie seine utopischen Heilserwartungen und Hoffnungen auf eine neue Gesellschaft. Statt expressiver Farben und Formen setzen sie auf eine objektive, präzise Darstellungsweise: auf eine „Neue Sachlichkeit“.

In „Der kühle Blick. Graphik der Neuen Sachlichkeit“ (12.06 bis 06.09.2015), der zweiten Ausstellung in den Ende Februar wiedereröffneten historischen Räumen der Graphischen Sammlung, widmet sich Kurator Dr. Thomas Köllhofer eben jener Kunstrichtung, die 1925 in der Kunsthalle Mannheim durch Direktor Gustav F. Hartlaub mit seiner legendären Ausstellung „Neue Sachlichkeit – Deutsche Malerei seit dem Expressionismus“ erstmals als Begriff benannt wurde.

Während die so genannten „Veristen“ (unter ihnen Georg Grosz, Otto Dix, Rudolf Schlichter und Karl Hubbuch) sich in ihren oft inhaltlich provokanten, antibürgerlichen Darstellungen mit dem tagespolitischen Geschehen auseinandersetzten, prägten die akademisch-konservativeren „Klassizisten“ innerhalb der Neuen Sachlichkeit – im Rückgriff auf traditionelle Malweisen – einen puristischen Stil mit weicheren Tönen. Zu Ihnen gehören Maler wie Alexander Kanoldt und Georg Schimpf. Eine weitere Ausformung der Neuen Sachlichkeit bildet der „Magische Realismus“, der die Brücke zum Surrealismus schlägt. Künstler wie Franz Radziwill und Carlo Mense sind Vertreter dieser Richtung.

Die Ausstellung „Der kühle Blick. Graphik der Neuen Sachlichkeit“ zeigt diese drei Tendenzen innerhalb der Kunstströmung in ausgewählten Aquarellen, Zeichnungen und Druckgraphiken. Neben politischen Motiven und gesellschaftlichen Szenen werden auch Landschaften, Stillleben und Porträts präsentiert, u.a. von Dix, Grosz, Schrimpf, Hubbuch, Kanoldt sowie Rudolf Schlichter und Franz Xaver Fuhr.

12.06. bis 06.09.2015
Vernissage: 11.06.2015, 19 bis 21 Uhr

Kurator: Dr. Thomas Köllhofer