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In seinen Collagen, Filmen und architektonischen Inszenierungen setzt sich der kroatische Künstler David Maljković mit der Moderne auseinander. Im Zentrum seiner Arbeit stehen skulpturale und architektonische Symbole, die vor dem Hintergrund des jugoslawischen Sozialismus für Aufbruch und Veränderung standen. Diese setzt er auf historischer, kultureller und theoretischer Ebene in Bezug zur Gegenwart und zur Zukunft. In seiner Ausstellung in der Secession schlägt Maljković jedoch einen anderen Weg ein: Er reflektiert eigene, bisher entwickelte Ideen, indem er eine Auswahl seiner Arbeiten einer radikalen Neuinszenierung unterwirft. Die für verschiedene andere Ausstellungen entwickelten Präsentationsstrukturen werden als ausgeräumte und entleerte Objekte gezeigt. Maljković arrangiert diese im Raum und akzentuiert sie minimal durch Markierungen und atmosphärische Interventionen wie Nebel oder dem Hörbarmachen des Klangs der Objekte.

Exhibitions for Secession widersetzt sich bewusst dem Ausstellungstypus der klassischen Retrospektive, die eine repräsentative Werkauswahl zusammenträgt und aneinanderreiht. Sie geht auch über die Adaption prototypischer Arbeiten für die vorgegebenen Räumlichkeiten weit hinaus. David Maljković rückt vielmehr seine eigenen künstlerischen Strategien und Erfahrungen in den Mittelpunkt. Inhaltlich thematisiert er spannungsreich und auf überraschende Art und Weise die Unterscheidung von freier und angewandter Kunst, die Ortsspezifik des Ausstellungsraums, narrative räumliche Strukturen sowie die historischen Referenzen der Display-Objekte: „Man könnte sagen, dass es um eine Art Rückschau geht – das Projekt selbst präsentiert sich nämlich in Form einer Retrospektive und übernimmt deren Prinzipien, was aber nicht auf einen Rückblick auf frühere Werke hinausläuft oder den Versuch darstellt, den Modus der retrospektiven Präsentation an sich zu analysieren. Es ist vielmehr ein retrospektiver Blick auf Ausstellungserfahrungen, das heißt, das Projekt befasst sich mit dem Akt des Installierens und der Art und Weise, wie ich ein Thema, mit dem ich mich beschäftigte, letzten Endes präsentiere. Das Konzept zielt darauf ab, meine Arbeiten ihres Inhalts zu entleeren und das Set-up isoliert zu betrachten. Der retrospektive Gestus gilt somit nicht den Werken an sich, sondern einer Summe von Set-ups aus verschiedenen Ausstellungen. Dieses Auslöschen von Inhalt und Sich-Konzentrieren auf die Erfahrung, einen bestimmten Inhalt zu präsentieren, ist nicht damit gleichzusetzen, Inhalt zu hinterfragen oder gar zu negieren. Meine Methode ist vielmehr darauf angelegt, die Strukturen bestimmter Werke aufzuspüren, ja die künstlerische Praxis selbst in den Vordergrund zu stellen.“ (David Maljković)

Als eines der markantesten Merkmale der neuen Arbeiten von David Maljković stellt Annette Südbeck in ihrem Katalogbeitrag die spezifische, janusköpfige Zeitlichkeit, die Erinnerung und Imagination miteinander verbindet, heraus:

„Auf der einen Seite sind es die Referenzen auf die eigene Geschichte, auf der anderen die offensichtliche Leere und Offenheit der Objekte, das Versprechen zukünftiger Nutzungen und die noch uneingelöste Sehnsucht danach, die miteinander in einen andauernden Wettstreit treten. Ihre Konzeption als Träger und Behälter für etwas anderes lässt die Arbeiten in ausgeräumtem Zustand zu Projektionsflächen werden, zu Orten, an denen (mentale) Bilder entstehen. (...) Ist diese Ambivalenz durch den Akt des Ausstellens als eigenständiges Objekt bereits jedem einzelnen der Displays zueigen, so erfährt sie durch die räumliche Anordnung eine Steigerung ins Cinematografische. (...) Wie wichtig Maljković das Moment der Bewegung durch den Raum ist, zeigt er auch in der grafischen Gestaltung des Katalogs und der spezifischen Form der übereinandergelegten Bilder. Die Architektur der Ausstellung ebenso wie das Nachdenken des Künstlers über den eigenen Fundus sind nur wahrnehmbar, wenn man sie durchschreitet.“

Kurzbiografie

David Maljković, geboren 1973 in Rijeka (Kroatien), lebt und arbeitet in Zagreb.

Einzelausstellungen (Auswahl): 2011 Exhibitions for Secession, Secession, Wien; Recalling Frames, Metro Pictures Gallery, New York; Temporary Projections, Georg Kargl Fine Arts, Wien; Images With Their Own Shadows, Vjenceslav Richter Collection, Museum of Contemporary Art, Zagreb; 2010 Lost Cabinet, Nogueras Blanchard, Barcelona; Missing Colours, Annet Gelink Gallery, Amsterdam; Recalling Frames, Sprueth Magers, London; Retired Forms, Galleria Massimo Minini, Brescia; 2009 Out of Projection, Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia, Madrid; After Giuseppe Sambito, Fondazione Morra Greco, Neapel; 2008 Kunstverein Nürnberg, Nürnberg; Parallel Compositions, Bergen Kunsthalle, Bergen; 2007 Almost Here, Kunstverein in Hamburg, Hamburg; Scenes for a New Heritage Trilogy, Whitechapel Art Gallery, London; Days Below Memory, CAPC, Bordeaux. Gruppenausstellungen (Auswahl): 2011 Aether project, Centre Pompidou, Paris; Magical Consciousness, Arnolfini, Bristol; Past Desire, Galerie im Taxispalais, Innsbruck; 2010 Star City – An Archeology of Communist Futures, Nottingham Contemporary, Nottingham; Rehabilitation, Wiels Contemporary Art Centre, Brüssel; 2009 A Pair of Left Shoes, Kunstmuseum Bochum, Bochum; Transitory Objects, T-B A21, Wien; Modernologies, MACBA, Barcelona; Utopia and Monument I, steirischer herbst, Graz; 2008 Mobile Archive, Halle für Kunst e.V. Lüneburg; Modern Ruins, Queensland Art Gallery, Brisbane; Something and Something Else, Museum van Bommel van Dam, Velno; Other Certainties, NYCAMS, New York; When Things Cast No Shadow, 5th Berlin Biennial, Berlin; 2007 Ground Lost Forum Stadtpark, Graz; Kapitaler Glanz, Kunstverein Düsseldorf, Düsseldorf