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Fünf Takte, 25 mit Nummern versehene Noten. Dazu eine kurze Anweisung an die Musiker: „Spiele die Noten von links nach rechts nach folgendem Schema: 1, 1-2, 1-2-3, 1-2-3-4 etc. Wenn du auf diese Weise die fünfundzwanzigste Note erreicht hast, wiederhole einmal die gesamte Melodie. Dann beginne von vorn, dabei jeweils die erste Note auslassend, also: 2-...-25, 3-...-25, 4-...-25, ..., 22-23-24-25, 23-24-25, 24-25, 25. Halte die letzte Note so lange, bis alle sie erreicht haben. Danach beginne zu improvisieren ....“

Der Performance im ehemaligen Grenzwachturm liegt das Intro des Beach Boys-Songs “Wouldn't It Be Nice” zugrunde. Der Hit von 1966 besingt zwei Liebende, die davon träumen, wie schön es wäre, nie wieder voneinander getrennt zu sein. Mit der beschriebenen additiven Methode wird die kontinuierliche Tonabfolge aufgebrochen und die Melodie in ihre Bestandteile zerlegt. Es entsteht eine neue, wesentlich längere und stark schematisierte Melodie. Das Kompositionsschema zitiert Frederic Rzewski (*1938), der zu den wichtigsten und eigenwilligsten amerikanischen Komponisten des 20. Jahrhunderts zählt. Improvisatorische Elemente, der Einsatz von elektronischen Live-Instrumenten, die Aufhebung der Unterscheidung von Hoch- und Volkskultur, überhaupt die Vereinigung von scheinbar Gegensätzlichem prägen sein Werk.

Auch die Arbeiten von Dave Allen können für sich in Anspruch nehmen, bestehende Differenzen aufzulösen, etwa die zwischen Bildender Kunst und Musik, Akteur und Zuhörer, Amateuren und Profis. Dave Allens Übertragung von Rzewskis Schema auf den Beach Boys-Song gleicht einer Eins zu Eins-Umsetzung von Inhalt und Form, indem das Motiv des Sich-Annäherns und wieder Voneinander-Entfernens in der Abfolge der Noten umgesetzt ist. So nähert sich die Melodie allmählich ihrem Ursprung an, wird einmal ganz gespielt (1-...-25), um sich dann wieder von ihr zu entfernen. Auch zwischen den einzelnen Instrumenten bzw. den Musikern geht es ums Zusammenkommen und Auseinandergehen. So heißt es weiter in der Anweisung an die Musiker: „Alle spielen in exakter Übereinstimmung. Und: Spiele die ganze Zeit laut, höre nicht auf zu spielen und halte nicht inne. Spiele solange wie möglich in Übereinstimmung mit den anderen, aber wenn du den Anschluss verlierst, versuche nicht, aufzuschließen. Versuche nicht, den Weg zurück in die Gruppe zu finden.“

In der Besetzung einer klassischen Rockband spielen Dave Allen und die Astrid Marshall-Band am Abend des 10. August im Wachturm der Notation der Beach Boys und den Regeln Allens folgend auf Gitarre, Bass und Drums.

LETZTE ÜBERPRÜFUNG ist ein Projekt des Kunstfabrik am Flutgraben e.V. und wird von Svenja Moor (0163-231 32 22) und Ines Tartler (0178-387 51 71) geleitet. Mit freundlicher Unterstützung des Bezirksamtes Treptow-Köpenick von Berlin und der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur.

Pressetext

only in german

Dave Allen: One Way, Another Way, Then Any Other Way
LETZTE ÜBERPRÜFUNG 8/06
Grenzwachturm Schlesischer Busch