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Wolf Vostell (Leverkusen 1932–1998 Berlin) realisierte zwischen 1954 und 1988 über 50 Happenings, die die Zuschauer zu Beteiligten machten. Mit seinem für die europäische Aktionskunst bahnbrechenden Schritt aus dem Atelier auf die Straße bezog Vostell seine Mitmenschen in den künstlerischen Prozess mit ein. Die Überblicksschau präsentiert Vostells collageartig komponierte Happenings als multimediale Verbindung von bildkünstlerischen, musikalischen und theatralischen Ausdrucksformen. 

Keimzelle der Ausstellung ist das im Museo Vostell Malpartida aufbewahrte Happening Archiv Vostell, das der Künstler systematisch aufbaute. Gemeinsam stellen sich das Museum Morsbroich und das Museo Vostell der Frage, wie sich die Blütezeit des Happenings, für die Vostell wie kein anderer deutscher Künstler steht, in der Gegenwart dokumentieren und bewerten lässt. In der Ausstellung zeigen Happening-Partituren und Manifeste, Foto-, Film- und Tondokumente, Einladungen und Plakate aus dem Archiv sowie Aktionsrelikte, im Kontext entstandene Bilder und Zeichnungen, Objekte, Skulpturen und Environments Vostell als allseits treibende Kraft seines ganzheitlichen Projekts einer Verbindung von Kunst und Leben. 

Happenings waren für Wolf Vostell Instrumente der Bewusstmachung von Zeitphänomenen. Vostell setzte dem objet trouvée der Dadaisten sein Konzept des vie trouvée entgegen. Nicht nur den Kunstbegriff mit seinen starren und tradierten Formen, sondern vor allem auch das Leben müsse man erweitern: „Duchamp hat das Objekt zur Kunst erklärt, ich habe das Leben selbst zur Kunst erklärt.“ So realisierte Vostell mit Das Theater ist auf der Straße 1958 in den Straßen von Paris das erste europäische Happening, 1961 in Köln mit Cityrama (1) das erste Happening auf deutschem Boden.

In der Teilnahme an den Happenings konzentrierte und potenzierte sich die erfahrbare Wirklichkeit, und zugleich war Vostells Sozial-, Kultur- und Medienkritik deutlich zu vernehmen. Dabei blieben die Ereignisse immer ambivalent, zwischen Zufälligkeit und Steuerung, Spiel und Ernst, Leben und Tod. In ihrer Offenheit gaben Vostells Happenings Anlass und Anstoß zur Steigerung der eigenen Wahrnehmungs-, Erlebnis- und Erkenntnisfähigkeit.

Es erscheint ein Katalog im Kerber Verlag in deutscher und spanischer Sprache mit vier einleitenden Essays, einem Interview mit Mercedes Vostell und einem Anhang mit Bild- und Textdokumenten zu sämtlichen Happenings (ca. 336 S. mit ca. 700 Abbildungen; ISBN 978-3-86678-431-4). Die Auswertung des Happening-Archivs und seine Publikation sollen eine neue, wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Happening fördern. 

Das Theater ist auf der Straße wird von Dr. Fritz Emslander (Museum Morsbroich) und José Antonio Agúndez García (Consorcio Museo Vostell Malpartida) kuratiert.

Ausstellung und Publikation werden gefördert durch die Kunststiftung NRW und das Goethe-Institut.

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Das Theater ist auf der Straße
Die Happenings von Wolf Vostell
Kuratoren: Fritz Emslander, Jose Antonio Agundez Garcia (Museo Vostell Malpartida)