artist / participant

press release only in german

Weiß sowohl als auch Schwarz sind die bevorzugten Farbmittel des Malers Daniel Biesold (*1964), dessen Bilder vom 2. November bis zum 18. Dezember 2010 in der Galerie koal zu sehen sind. Die weiße Serie (seit 2005) befasst sich mit dem Prozess der Wahrnehmung jenseits der Sichtbarkeit und ihrem organischen Niederschlag. Das Bewusstsein als Fähigkeit zur Orientierung in Bezug auf Raum, Zeit und Identität setzt sich in den Bildsedimenten als graue oder weiße Substanz fest. Lediglich Relationen von Schatten erzeugen eine Differenz und formen auf diese Weise die Welt als Raum geistiger Konzentration. Auf den schwarzen Bildern, die seit 2009 entstehen, lassen rhizomartige Verästelungen roten Pigments an Engramme denken, physiologische Spuren von Erlebniseindrücken im Gehirn, welche das Gedächtnis strukturieren und die Funktion des Gehirns realisieren. Wie die weißen Bilder spielen sie mit der Erkenntnis, dass auch organische Substanzen Informationen speichern und damit eine geschichtliche Dimension besitzen, die wiederum ihre Form bestimmt. Anders als in den weißen Bildern erscheint das Denken aber als zeitlicher Ablauf, der in einem räumlichen Bild analysiert wird.

Beiden Serien ist gemeinsam, dass sie über die klassische Zweidimensionalität des Bildes hinausgehen, weil sie durch die Schichtungen der Farbe den Raum nicht nur visuell erzeugen, und dass die sichtbaren Spuren des malerischen Prozesses durch die Versiegelung der Bildoberfläche verborgen bleiben. Ganz bewusst entfernt sich Daniel Biesold vom traditionellen Verständnis von Malerei, das den individuellen Gestus des Künstlers als Markenzeichen voraussetzt. Die Bilder sollen den Eindruck erwecken, als wären sie aus sich selbst heraus entstanden und schon immer da gewesen.

Daniel Biesold lebt und arbeitet in Berlin. Er studierte bei Bernd Koberling und Franz-Erhard Walter an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg und an der Städelschule in Frankfurt a.M. bei Thomas Bayrle. Seine Arbeiten waren in den letzten Jahren in internationalen Gruppen- und Einzelpräsentationen u.a. in Frankreich, Israel, Deutschland und in der Schweiz zu sehen.