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Der aus Paris kommende Cyprien Gaillard hat in jüngeren Jahren stillgelegtes Fabrikgelände in "seiner" Heimatstadt auf dem Skateboard erkundet. Dabei hat er diese verlassenen Areale mit dem Feuerlöscher, sehr wohl im Sinne der "Internationalen Situationisten", zweckentfremdet und ihnen mit Hilfe der Flammen eine neue, ungewohnte Poesie eingehaucht, die von der Schönheit der Vergänglichkeit ebenso erzählt wie von dem destruktiven Charakter industrieller Kraft.

Später hat Cyprien Gaillard das Interesse an prekären urbanen Situationen, die gleichsam unfreiwillig aber präzise die Widersprüche unserer postindustriellen Gesellschaft architektonisch protokollieren, in vergleichsweise kunstkonformen Medien formuliert. Malerei und Zeichnungen, Photographie, Performance und Installation, ja überarbeitete Radierungen zählen nun zum medialen Repertoire des jungen Künstlers. Vor allem aber in seinen Video- und Filmarbeiten reflektiert Gaillard seine konsequente, wenn man so will, "Trauerarbeit" im urbanistischen Kontext am Anfang des 21. Jahrhunderts.

Nicht untypisch für Cyprien Gaillards Arbeitsweise ist die neuere Videoarbeit "Crazy Horse", (2008), die er u.a. auch auf der 5. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst gezeigt hat. Thema dieses Videos, das damals nachts in gigantischer Größe an eine Häuserwand im Skulpturenpark in Berlin-Mitte projiziert wurde, ist die Arbeit an einem Denkmal für den legendären Häuptling der Sioux-Indianer Crazy Horse. Das Denkmal soll in den USA symbolträchtig in der Nähe von Mount Rushmore stehen. Bereits 1948 begann der Bildhauer Korczak Ziółkowski mit dem Bau dieses Monuments, das nach seiner Fertigstellung zu den größten Skulpturen der Welt zu zählen ist. Kein Wunder also, dass Sprengungen von immensen Ausmaß für seine Errichtung nötig sind. Die desaströsen Spuren, die diese Sprengungen mit Dynamit hinterlassen, vornehmlich in einem nahegelegenen Nationalpark, stehen dann im Focus von Cyprien Gaillards Film, der zusammen mit einer speziell komponierten Musik des französischen Opernsängers und Komponisten Koudlam präsentiert wird. Koudlam hatte auch schon für Gaillards Film "Desniansky Raion" (2007), in dem die Ästhetik des maroden, 35stöckigen Westteils des Belgrader "Genex-Turm" genauso beleuchtet wird wie Straßenschlachten russischer Hooligans in St. Petersburg oder die Sprengung eines Pariser Wohnblocks, die Filmmusik beigesteuert.

Haus der Statistik, Otto-Braun-Str./ Karl-Marx-Allee 10178 Berlin

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Cyprien Gaillard
Neon Indian
Berliner Künstlerprogramm/ DAAD
Ort: Haus der Statistik, Berlin