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Der französische Künstler Claude Lévêque erschafft in seinen Installationen Räume, deren evokative Kraft und sinnliche Stimulanz uns in die Rolle eines aktiv und unmittelbar teilhabenden Besuchers versetzen. Hierbei begegnet dem "Besucher" - denn Lévêque zieht diesen Begriff dem des bloß kontemplativen "Betrachters" vor - eine provozierende Schönheit. Aus Licht, Raum und Objekten kreiert er eine intime Atmosphäre, die von Schmerz und Beklemmung ebenso spricht, wie von der Konditionierung des Einzelnen durch das Kollektiv. Daher schwingt in seinen Installationen stets auch ein Aufruf zum Aufbruch mit. Gleichgültig gegenüber herrschenden ästhetischen Codes sind Lévêques Arbeiten auf halbem Wege zwischen einer Welt der Fantastik und des Kitsches angesiedelt, wobei letztere Lévêque nicht etwa beunruhigen würde: Er sieht im Kitsch den populären Ausdruck der Idee von Alterität.

In der Installation "d'evian" (2002) wird dieses künstlerische Mittel selbst zum Thema. Der Schriftzug "d'evian" leuchtet in roten Neonröhren am Beginn der Ausstellung: Evian, das Wasser, Inbegriff der Reinheit und der fließenden, sich ergießenden Schönheit. Im Französischen d'evian nun klingt déviant an, das Abweichende, das Unreine und Verstörte - das Andere. Beunruhigende Dunkelheit umgibt uns im zweiten Ausstellungsraum. Wir begegnen einer Mauer aus über 500 Evian-Kisten, verhüllt in einen schimmernden Schleier aus weißem Tüll. Die Mauer bildet einen Raum im Raum, der den Besucher von seinem üblichen Parcours ablenkt, ihn zu Um- und Abwegen zwingt, bevor er im letzten Saal in eine Landschaft tritt, welche die Assoziation von Eisschollen weckt. Diesen Eissplittern erwachsen weiße Plastiklilien und der ganze Raum ist in fluoreszierendes Schwarzlicht getaucht. Am Ende herrscht eine künstliche, eine gefrorene und entrückte Schönheit.

Lévêque verfügt über eine Vielzahl von künstlerischen Strategien, die direkt auf die Sinne und die Bewegungen des Besuchers einwirken. Hierzu zählt der subtile Gebrauch von Licht als expressives Medium ebenso wie das kontrollierte Führen und Irreleiten des Besuchers innerhalb des Parcours. Licht und modellierter Raum werden in Lévêques Arbeit zusammen gebracht mit Objekten der uns umgebenden Realität. In der Auswahl der Objekte, der Evian-Kisten, bezieht sich der Künstler auf eine Welt der Standardisierung, in welcher der Wunsch nach dem individuell Abweichenden sich als inkongruent mit den Normen erweist. "D'evian" führt uns einen Künstler vor, der von Beginn an etablierte Strukturen hinterfragte, und für den das Abweichen von der Norm nicht nur die Triebkraft, sondern auch der Stoff seines Schaffens ist.

Lévêque taucht die Schönheit des Unaussprechlichen in ein kühles Zwielicht. Indem er die Alterität beleuchtet, verfolgt er ebenso auch eine politische Strategie: "Ich denke, dass die zeitgenössische Kunst einen Raum der Differenz hervorbringen kann, in dem die Dinge neu entdeckt werden können, jenseits der Konsumzwänge, welche uns von herabwürdigenden Medien, korrupten Politikern und den Verkäufern von Spielen, Häusern oder Autos diktiert werden."

Claude Lévêque wurde 1953 in Nevers geboren. Er lebt und arbeitet in Montreuil. Wie nur wenige Künstler trägt er in seinen Arbeiten seit Anfang der 80er Jahre dazu bei, die Ausdrucksmöglichkeiten von Raum und Licht zu erweitern und zu verfeinern. Heute ist er wohl einer der präsentesten französischen Künstler auf dem internationalen Parkett. Lévêque zeigte seine Arbeiten u.a. im Musée d'Art Moderne de la Ville de Paris, im PS1, New York, und im Solomon R. Guggenheim Museum, New York. Lévêque ist künstlerisch außerordentlich produktiv und präsentiert allein in diesem Jahr international nicht weniger als sieben neue Installationen, so etwa in Tokyo, Straßburg und Lyon. Wir freuen uns, mit "d'evian" unsere erste Ausstellung mit Claude Lévêque zu eröffnen. Pressetext

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Claude Lévêque - d´evian