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Der österreichische Künstler Christian Hutzinger bespielt die MUMOK Factory mit Bildern, Collagen und einer Wandmalerei, die in spielerischen, ornamentalen Formen Fragen der persönlichen Identität und deren gesellschaftliche Verankerung thematisieren. In ihrer Auseinandersetzung mit dem (Ausstellungs-)Raum hinterfragt Hutzingers Arbeit aber auch die Spielregeln musealer Kunstinszenierung.

Kunsträume und Raumkunst Der 1966 in Wien geborene Christian Hutzinger nutzt Räume nicht nur zur Präsentation seiner Bilder, er unterzieht sie mittels Wandmalereien auch einer poetischen Interpretation. Gerade durch diese malerische Verknüpfung von Bildern und Räumen wird deutlich, dass Ausstellungsräume stets integrale Rahmen und Bestandteile der Inszenierung von Kunst sind.

Die Factory des MUMOK hat der Künstler unverbaut in ihrer geschlossenen Form bewahrt. Der Raum ähnelt damit einer Box, in der die ausgestellten Bilder als Spielpotential für kreative Interpretationen verfügbar sind. Spürbar tritt so auch der Werkstätten-Charakter der Factory, dem MUMOK-Präsentationsraum für junge Kunst, zutage.

Identität und ihre Rahmen-Bedingungen Hutzingers Umgang mit der Raumarchitektur geht Hand in Hand mit seiner Sensibilität gegenüber Fragen der eigenen Identität und deren gesellschaftlicher Verankerung. Für den Maler sind Erinnerungen an die Kindheit mit ihren Bild- und Spielwelten immer wiederkehrende Themen und auch Grundlagen für Gegenwarts- und Gesellschaftsbezüge. Dabei können spielerisch kreative Momente in seiner Arbeit mit dem Individuellen in Verbindung gebracht werden, während scherenschnittartige und schablonenhafte Formen auf gesellschaftliche Muster und Normen deuten. Beide Elemente werden in Hutzingers Kunst gestalterisch verschränkt und lassen so die Vielfalt der Beziehungen zwischen Individuum und sozialer Gemeinschaft erahnen.

Das Spiel und das Erinnern Wie der Ausstellungsraum funktionieren auch die von Hutzinger gemalten zellenartigen Motive auf Wänden und Bildern als Behälter für Projektionen inhaltlicher Art. Diese Formen können als gedanklich aufzufüllende Gefäße betrachtet werden, die mit dem Erinnerungsvermögen spielen, während sie selbst an Spiele erinnern. Puzzlesteinen vergleichbar scheinen sie durch die Bilder bzw. über die Wände zu kullern und von einer vorübergehenden Sicht der Dinge zu zeugen, die jederzeit zerstört, aber auch wieder neu montiert werden kann.

Hutzingers Bezugnahme auf das Spielerische, Ornamentale und Kindliche ist nicht von Nostalgie oder vom naiven Glauben an eine ungetrübte Selbstverwirklichung bestimmt, sondern verrät im Gegenteil einen zutiefst nüchternen Realitätssinn, der den Erinnerungen poetisch-markante Bilder verleiht, anstatt das Vergangene geringschätzig zu verdrängen.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit zahlreichen Abbildungen und Textbeiträgen von Judith Fischer, Rainer Fuchs, Thomas Raab und Roland Wäspe. ISBN 3-85160-041-X Pressetext

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Christian Hutzinger - still
Kurator: Rainer Fuchs