press release only in german

GEMEINSAME ERÖFFNUNG DER AUSSTELLUNGEN: DONNERSTAG, 27. März 2008, ab 19 Uhr

CATHERINE BOLDUC – My life without gravity

Catherine Bolduc lädt mit ihren Installationen zur Erfahrung fantastischer, spielerischer Räume ein, in denen häufig Banales zu Wunderbarem stilisiert wird. Augenfällige Spiegeleffekte, farbiges Licht, blitzende Stroboskope oder auch die schiere Anhäufung und Illuminierung glitzernden Tands kreieren wunderbare, ephemere Fantasiewelten, deren Fragilität sich der physischen Vereinnahmung verweigert. In Studio 3 hat Catherine Bolduc eine raumgreifende Installation geschaffen, aus deren verborgenem Innern Lichtblitze dringen, die durch die perforierte Wand des scheinbar geschlossenen Raumes wahrnehmbar sind. Die kleinen Löcher blinken verlockend wie Imitationen geheimnisvoller Sternenkonstellationen an einem nachtschwarzen Himmel. Doch das beim Nähertreten unerträglich werdende Blitzen von Stroboskopen und der an Donner gemahnende Sound aus dem Innern verweigern dem Betrachter das Eintauchen in die lockende Fantasiewelt und lassen sie wie ein Kartenhaus zusammenstürzen. Erstmals hat Bolduc auch eine Videoprojektion in ihr Werk integriert: sie zeigt die Künstlerin bei verschiedenen, zum Scheitern verurteilten Versuchen, die irdische Schwerkraft zu überwinden oder den Nebel zu durchdringen, hinter dem sich das sehnsüchtig begehrte ‚Anderswo’ verbirgt. Catherine Bolduc ist Stipendiatin des Conseil des arts et des lettres du Québec und des Ministère des Relations internationales du Québec im Rahmen des Internationalen Atelierprogramms.

SØREN LOSE – Abendland

Søren Loses gegenwärtige künstlerische Praxis befasst sich mit Themen wie Architektur, Symbolik, Macht und Mythen. Grundlage für seine Arbeit sind vorgefundene dokumentarische Materialien, die er in neuen ästhetischen und gedanklichen Zusammen- hängen präsentiert. „Abendland“ ist ein Projekt zur Geschichte Berlins, einem Ort, an dem sich verschiedenste Epochen und politische Systeme architektonisch überall im Stadtbild widerspiegeln: zerschossene Fassaden aus dem Zweiten Weltkrieg, DDR-Plattenbauten, Nazi-Architektur, kommunistische Ehrenmale oder postmoderne Bürobauten. Betritt man Søren Loses raumfüllende Installation in Studio 2, offenbart sich erst in ihrem hinteren Teil das Modell einer neoklassizistischen, weißen Fassade, das halb im Boden versunken scheint und erst bei aufmerksamer Betrachtung als ein Eingangsportal der von Albert Speer für Hitler erbauten “Neuen Reichskanzlei” erkennbar ist – von der heute allerdings jede Spur im Stadtbild fehlt. Indem Søren Lose das Bauwerk als Modell in einem öffentlichen Raum ins helle Licht rückt, stellt er die Frage, ob ein dunkles Kapitel der Geschichte ‘getilgt’ werden kann, indem dessen Symbole spurlos beseitigt werden und plädiert für eine kritische Diskussion und den bewussten Umgang eines jeden mit der eigenen Geschichte. Søren Lose ist Stipendiat des BERLINAUT-Programms der Königlich Dänischen Botschaft Berlin im Rahmen des Internationalen Atelierprogramms.