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Mit der Ausstellung „Caspar David Friedrich. Die Erfindung der Romantik“ gibt die Hamburger Kunsthalle 30 Jahre nach der letzten großen Retrospektive des Künstlers in Deutschland einen tiefen Einblick in das Werk Caspar David Friedrichs. Die Romantik ist heute wieder in aller Munde, in der Kunst und der Literatur ebenso wie in der Werbung und der Unterhaltungsbranche. Dies scheint nur konsequent, geht doch die fortschreitende Individualisierung ebenso auf die Romantik zurück wie die umfassende Ästhetisierung unserer Lebenswelt. Um so dringlicher erscheint es heute, an die Anfänge der Romantik und die ursprünglichen Ideen der Frühromantiker zu erinnern. In einer entzauberten Wirklichkeit halten sie an den Fragen nach Einheit, Ganzheit und Sinn des Lebens fest und entwerfen eine Gegenwelt zur Uniformität und Normalität des heraufziehenden bürgerlichen Alltags, die bis heute ihre Anziehungskraft nicht verloren hat.

Noch zu Lebzeiten in Vergessenheit geraten, wurde Caspar David Friedrich zu Beginn des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt und gilt heute als wichtigster Maler der deutschen Romantik. Auch im europäischen Ausland, in Rußland und in Amerika fand sein Werk in den letzten Jahrzehnten zunehmende Beachtung. Friedrich ist nunmehr auch international als einer der zentralen Künstler des 19. Jahrhunderts anerkannt. Dies zeigen unter anderem die große Caspar David Friedrich-Ausstellung 1972 in der Tate Gallery in London, die kleineren 1991 und 2002 im Metropolitan Museum in New York oder die Ausstellung 1992 im Prado in Madrid. In Deutschland ist die Retrospektive im Museum Folkwang und in der Hamburger Kunsthalle die erste nach den beiden großen Ausstellungen zu Friedrichs 200. Geburtstag 1974 in Hamburg und Dresden.

Spätestens seit diesen beiden Jubiläumsausstellungen hat die Friedrich-Forschung einen enormen Aufschwung erfahren, wobei es zu durchaus kontroversen Interpretationen seiner Werke kam. Besonders zwei Linien haben sich herausgebildet: die religiöse und die politische Deutung der Friedrichschen Bildmotive. Gegenüber diesen zuweilen einseitig symbolischen Interpretationsansätzen versucht die Essener und die Hamburger Ausstellung vor allem die künstlerische Bedeutung des Werkes hervorzuheben, das heißt, die Frage nach der „Erfindung der Romantik“. Hiermit ist zunächst der Aspekt der Bilderfindung in Friedrichs künstlerischem Schaffen gemeint – im Sinne der Fiktivität seiner Naturansichten, die Detailrealismus und abstrakte Konstruktion in sich vereinen. Darüber hinaus verweist der Titel auf den epochalen Umbruch, den die Romantik in der Kunst ebenso wie im Denken und Fühlen des bürgerlichen Zeitalters vollzogen hat. Entgegen der im 20. Jahrhundert gängigen Assoziation des Romantischen mit dem Gefühlvollen, Ungenauen will die Ausstellung den Blick für die Präzision und Konstruktivität in Friedrichs Werken und für die bewußte Kalkulation ihrer Wirkung schärfen.

Gezeigt wird eine große Anzahl von Meisterwerken, die der besonderen Großzügigkeit der Hauptleihgeber in Berlin, Dresden, Hamburg und St. Petersburg zu verdanken ist. Insgesamt wird die Ausstellung mehr als 70 Ölgemälde und über 100 Zeichnungen, Sepien und Aquarelle aus rund 50 Museen und Privatsammlungen vereinen. Die Ausstellung ist einen Übernahme aus dem Museum Folkwang, wo sie zuvor vom 5. Mai bis 20. August 2006 zu sehen ist.

Kurator der Ausstellung: Prof. Dr. Hubertus Gaßner

Pressetext

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Caspar David Friedrich
Die Erfindung der Romantik
Kurator: Hubertus Gaßner

Stationen:
13.05.06 - 20.08.06 Museum Folkwang, Essen
13.10.06 - 28.01.07 Kunsthalle Hamburg