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Gold, Silber, Seide, Elfenbein, Reliquien – um diese kostbaren Besitztümer wurden das Byzantinische Reich und seine Hauptstadt Konstantinopel im Westen beneidet. Doch die Bedeutung des christlichen Oströmischen Reiches geht weit über seine Schätze hinaus. In Byzanz lebte die Antike ungebrochen bis in das Spätmittelalter fort. Hier bewahrte man antike Tradition und Gelehrsamkeit, hier wurzelt unser Rechtssystem. Byzanz schlug die Brücke vom Altertum in das moderne Europa und verband zugleich Ost und West.

Die Ausstellung „Byzanz - Pracht und Alltag“, die eigens für die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland entwickelt wurde, zeigt mit über 600 Leihgaben aus der ganzen Welt eine archäologisch-kunsthistorische Präsentation, mit dem Ziel, ein aktuelles Bild des Byzantinischen Reiches zu zeichnen. Anhand herausragender Kunstwerke, archäologischer Funde und neuester Forschungsergebnisse rekonstruiert die Ausstellung die byzantinischen Lebenswelten und beleuchtet die faszinierende Geschichte und Kunst des Byzantinischen Reiches. Im Zentrum steht die Blütezeit des Reiches von der Herrschaft Justinians I. (527–565) bis zur Plünderung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer (1204).

Die Ausstellung ist in thematische Kapitel gegliedert, die den Hauptfragen zur byzantinischen Gesellschaft und Kultur gewidmet sind. Diese werden anhand von so genannten „Schauplätzen“ diskutiert, die als Computerrekonstruktionen oder Kurzfilme den Ausstellungsrundgang beleben. Die 600 Exponate von Leihgebern aus der ganzen Welt werden in ihre ursprünglichen Zusammenhänge eingebettet und bekommen so eine neue Bedeutung, die über den großen künstlerischen und ästhetischen Wert hinausreicht. Auf diese Weise erscheinen plötzlich das Byzantinische Reich und sein Erbe in einem völlig neuen Licht. Zudem verdeutlichen die Schauplätze die Ausdehnung des Byzantinischen Reiches. So lernen die Besucher und Besucherinnen z.B. in der Hauptstadt Konstantinopel das kaiserliche Leben kennen, die Schauplätze Katharinenkloster (Berg Sinai) und Qal'at Sim'an (Syrien) verdeutlichen die religiöse Praxis im Byzantinischen Reich, in Ephesos (Türkei) wird das Alltagsleben thematisiert, die militärische Stärke des Reiches erläutert Monemvasia (Griechenland), die Verbindungen zu den Nachbarn werden am Beispiel der Krim erklärt.

Das Byzantinische oder Oströmische Reich hat eine mehr als 1000jährige Geschichte, von der Gründung Konstantinopels durch Konstantin den Großen (324) bis zur Eroberung durch die Osmanen (1453). Byzanz nimmt eine besondere Stellung unter den frühmittelalterlichen Staaten ein: Es war keine Neugründung, sondern die Fortsetzung des Römischen Reiches, das 395 in ein Ost- und Weströmisches Reich geteilt wurde. Während anstelle des Weströmischen Reiches die romano-barbarischen Reiche entstanden, blieb im Osten das Oströmische Reich bestehen. Erst seit der Neuzeit trägt es die Bezeichnung Byzanz.

Das besondere Charakteristikum des Byzantinischen Reiches war die ungewöhnliche Verbindung zwischen der Antike und dem Christentum: Während der christliche Glaube das religiöse Fundament des Reiches bildete, setzten die Byzantiner in ihrer Kultur, dem Rechtssystem und der Verwaltung die Traditionen der griechischen und römischen Antike fort. Bis zur Eroberung durch die Kreuzfahrer im Jahr 1204 hatte das Byzantinische Reich eine reiche und vielfältige Kultur und galt als Standard, an dem sich der Westen Europas gemessen hat.

Das Byzantinische Reich war selbstbewusst und offen für Fremdes. Dieses Bild des „Römischen Reiches im Mittelalter“ will auch die Ausstellung zeichnen. Das Erbe des Byzantinischen Reiches ist im heutigen Europa sehr lebendig: in der orthodoxen Kirche, im europäischen Rechtssystem, der Architektur und der bildenden Kunst. Trotzdem wurde Byzanz lange Zeit negativ beurteilt und als ein starres, in seinen Traditionen verharrendes Reich beschrieben. Die aktuelle Forschung betont dagegen die außergewöhnliche Kombination aus Ost und West.

Eine Ausstellung der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, in Zusammenarbeit mit dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum / Forschungsinstitut für Vor- und Frühgeschichte (RGZM), Mainz

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Byzanz: Pracht und Alltag