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Die Berliner Künstlerin Brigitte Waldach beschäftigt sich in ihrem multimedialen „sichtung rot“-Projekt mit dem Sichten medialer und kunsthistorischer Vorbilder, die sie - wie eigene Zeichnungen und Fotografien - in immer neuem Zusammenhang paraphrasiert. Sie spinnt eine komplexe, surreale Geschichte um multiple Persönlichkeiten.

In sichtung rot – kammerspiele sieht sich eine junge Frau mit sonderbaren räumlichen Situationen konfrontiert. Eine großformatige Fotografie zeigt Waldachs rot gekleidetes alter ego-Modell zusammengekauert in einem engen Raum, der mit einer roten Mustertapete ausgestattet ist. Die gleiche Tapete erscheint real auch innerhalb der installativen Hängung im Ausstellungsraum – und collagiert auf den großformatigen Büttenarbeiten. Brigitte Waldach verweist auf unterschiedliche mediale Realitäten: so taucht die Frau vom Foto auch auf den Zeichnungen auf, einerseits ist sie entkontextualisiert, andererseits – als Perspektivfigur - mit tapezierten Versatzstücken kombiniert, in denen Stanley Kubrick, Gregor Schneider und Gordon Matta-Clark visuelle Spuren hinterlassen haben. Die Fragmente werden zu variantenreichen Schauplätzen eines Geschehens, das sich abgespielt haben könnte oder auch nicht. Der neue Bildraum wird zum Hohlraum, den die eigenen Fiktionen immer neu entstehen lassen.

Bereits Ende 2002 entwarf Brigitte Waldach innerhalb ihres „sichtung rot“-Projektes in Berlin für die Fensterflächen des Theaters am Halleschen Ufers eine comic-artige, nicht-lineare Geschichte mit einem Personal aus riesigen, ausgeplotteten, roten Figuren. Es folgte die Siebdruck-Buchedition „sichtung rot – our library“, verlegt im Berliner vice versa-Verlag, und die Präsentation der Fotoserie „sichtung rot – not I“ auf der „Berliner Liste“. Seit der jüngsten Ausstellung „Der freie Wille“ im Bunker unter der Arena sichtet die Künstlerin Texte von Samuel Beckett, die in neuer verdichteter Form als Soundloop den Perspektivfiguren eine Stimme geben. Mit dem Schriftsteller verbindet sie die Idee einer Neukonstruktion des Ich sowie die gleiche Intention, jedem Interpretationsansatz schließlich den Boden zu entziehen.

So zeigt Waldachs aktuelle Ausstellung in der DNA Galerie eine weitere Station in ihrem „sichtung rot“-Projekt. Vor der tapezierten Bühnenkulisse begegnet uns das fotografische Abbild der Protagonistin, die sich in diese Schrumpfform des tatsächlichen Raumes zurückgezogen hat. Durch die gesamte Ausstellung wird uns ihre Stimme begleiten, die unaufhörlich Textfragmente aus Becketts Bühnenstück Damals sprechen und flüstern muss.

Pressetext

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Brigitte Waldach: sichtung rot - kammerspiele
Zeichnungen auf Bütten, Installation, Fotografie