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In der Villa Merkel eröffnen die Galerien der Stadt Esslingen am Neckar am 15. April 2007 die Ausstellung „Brave Lonesome Cowboy. Der Mythos des Westerns in der Gegenwartskunst - oder: John Wayne zum 100. Geburtstag“.

Die Ausstellung zeigt Werke von 23 internationalen Künstlerinnen und Künstlern, namentlich von: Raúl Anguiano, Christoph Dettmeier, Dunja Evers, Andrea Geyer, Rodney Graham, Peter Granser, Alexander Hahn, Alex Hanimann, Lori Hersberger, Frank David Hoffmann, Tatjana Marusic, Bruce Nauman, Astrid Nippoldt, Richard Prince, David Reed, Roman Signer, Cristina da Silva, Christian Vetter und im Kabinett von und mit Axel Heil: Albrecht Fuchs/Martin Kippenberger, Christof Kohlhofer, Wolf Pehlke, Urs Stadelmann. Die Ausstellung, zu der ein umfangreiches Begleitprogramm veranstaltet wird, ist bis 17. Juni zu sehen.

Der Mythos lebt! Das Genre des Westerns ist nach wie vor präsent. Bei aller Trivialität strahlen seine Grundmuster noch immer aus in Bereiche der gesellschaftlichen Organisation und der Kultur. Dies gilt auch für die bildende Kunst. Die narrativen Strukturen und die Motive des Westerns sind ungebrochen faszinierend: in den Filmen wird Neuland zivilisiert oder es werden gesellschaftliche Ordnungen implementiert sowie Aufbrüche gewagt. Verführerisch ist die fast naive, zumindest plakative Idee des Guten, dem kriminelle Machenschaften - im Sinne eines klassischen Schwarz-Weiß-Malens - den Konterpart stiften. Dabei tritt das Gute immer von außen zur Regelung dessen auf, was in einer Gemeinschaft aus dem Ruder läuft, und bleibt dabei letztlich immer beziehungslos zu eben dieser Gemeinschaft.

Am 26. Mai 2007 jährt sich zum hundertsten Mal der Geburtstag von Marion Robert Morrison. Berühmt geworden unter seinem Pseudonym John Wayne, verkörpert er den Western schlechthin und hat die Rolle des raubeinigen, aber stets rechtschaffenen Cowboys, des pflichttreuen Soldaten und gerechten Sheriffs wesentlich mitgeprägt. John Wayne hat auch dazu beigetragen, dass die Geschichte der Eroberung des Wilden Westens rücksichtslos glorifiziert und zugleich der Genozid an den Ureinwohnern vollständig ignoriert wurde.

Hollywood-Regisseure wie John Ford oder Howard Hawks haben unsere Vorstellung der weiten Landschaft, von Freiheit und Unabhängigkeit entscheidend bestimmt, und ihre Filme haben bis heute nichts an Faszination eingebüsst. Grund genug, der legendären Filmfigur bzw. dem Genre des Westerns eine umfangreiche Ausstellung zu widmen und den durch Hollywood geprägten Mythos aus der Perspektive der Gegenwartskunst zu befragen. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen US-amerikanischen Außenpolitik erstaunt es kaum, in welch radikaler Weise das Genre des Westerns wie auch der Mythos des Wilden Westens von Kunstschaffenden dekonstruiert wird.

Die Bandbreite, in welcher Bilder, Erzählmuster oder auch Aspekte der Ethik des Westerns in der Gegenwartskunst reflektiert werden, ist immens. Wir finden als Themenfelder die Bezugnahmen zur Weite der Landschaft des Westerns - „Image & Landscape“ - wie zur Klarheit seiner Protagonisten - „Ehrlichkeit & Unverstelltheit“ -, zur Konstruktion und Dekonstruktion von Mythen - „Mythos & Ideologie“ - sowie zur Inszenierung und Faktizität des Guten - „Law & Order“ respektive „Peacemaker“. Das Spektrum der gezeigten Arbeiten reicht von der Zeichnung über Malerei und Fotografie zu Installationen und Video-Arbeiten. Gezeigt werden in einer unterhaltsamen Ausstellung Werke herausragender Künstlerinnen und Künstler der Gegenwart neben Neuentdeckungen.

Die Ausstellung und der sie begleitende Reader (Verlag für moderne Kunst Nürnberg, erscheint Mitte Juni) sind in Kooperation mit dem Kunstmuseum St. Gallen realisiert, wo die dann modifizierte Ausstellung ab 24. August in zweiter Station zu sehen sein wird.

Kuratoren: Andreas Baur, für die Villa Merkel und Konrad Bitterli, für das Kunstmuseum St. Gallen. Andreas Baur; Villa Merkel, Galerien der Stadt Esslingen

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Brave Lonesome Cowboy
Der Mythos des Westerns in der Gegenwartskunst – oder:
John Wayne zum 100. Geburtstag
Kuratoren: Andreas Baur, Konrad Bitterli

mit Raul Anguiano, Christoph Dettmeier, Dunja Evers, Andrea Geyer, Rodney Graham, Peter Granser, Alexander Hahn, Alex Hanimann, Lori Hersberger, Frank David Hoffmann, Tatjana Marusic, Bruce Nauman, Astrid Nippoldt, Richard Prince, David Reed, Roman Signer, Cristina da Silva, Christian Vetter, Axel Heil, Albrecht Fuchs / Martin Kippenberger, Christof Kohlhofer, Wolf Pehlke, Urs Stadelmann