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In bewusstem Bruch zu traditionellen Bildthemen suchten die Maler der Klassischen Moderne unverbrauchte Sujets, die ihren radikal neuen künstlerischen Lösungen entsprachen. So zeigten Cézanne, Degas, Toulouse-Lautrec und Picasso auch eine Vielzahl von freimütigen Bordell- und Boudoirszenen, mit denen sie ihre Zeitgenossen schockierten.

Die frühen, sexuell aufgeladenen Figurenbilder Cézannes entstehen bereits um 1870. Wenige Jahre später fängt Degas seine treffenden Skizzen in den Pariser Freudenhäusern ein. Toulouse-Lautrec fertigt dort bis zur Jahrhundertwende Werke an, die von psychologischem Einfühlungsvermögen und großer menschlicher Anteilnahme geprägt sind, und Picassos Bearbeitungen des Themas erstrecken sich von den im Jahr 1907 in großer Zahl geschaffenen Vorstudien zu dem Bordellinterieur »Les Demoiselles d’Avignon« bis hin zu späten Inszenierungen von 1971.

Ob Verklärung des weiblichen Körpers im Boudoir oder Demaskierung seiner Ausbeutung in den Amüsierbetrieben, gemeinsam ist den Bildern, dass sie hinter die plüschige Schein- und Fluchtwelt der Bordelle blicken und das Wahre und Authentische suchen. Der aus der Provence in die Metropole gekommene Cézanne und der Pariser Großbürgersohn Degas, der südfranzösische Aristokrat sowie der zugereiste Spanier konfrontierten in Paris die hohe Kunst mit den Niederungen des Lebens und brachten »das älteste Gewerbe der Welt« der jüngsten Kunstgeschichte nahe. Auf den verzweigten Wegführungen der Moderne machten sie Bordelle und Boudoirs zu unumgänglichen Schauplätzen der Provokation und Rebellion.

Die von Götz Adriani konzipierte Ausstellung ist die erste, die sich diesem Themenschwerpunkt widmet; sie ist ausschließlich in Tübingen zu sehen. Es werden eine Fülle von eindrucksvollen Hauptwerken sowie eine Reihe selten präsentierter Arbeiten der vier Künstler aus bedeutenden internationalen Museen und Privatsammlungen vorgestellt. Das herausragende Kulturereignis wird von einer umfangreichen Buchpublikation begleitet.

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Bordell und Boudoir
Schauplätze der Moderne
Konzeption: Götz Adriani

Künstler: Constantin Guys, Édouard Manet, Edgar Degas, Hieronymus Janssens, Paul Cézanne, Juan de Dios, Henri de Toulouse-Lautrec, Pablo Picasso