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Kunst öffnet Räume

Arbeiten von 27 internationalen bildenden KünstlerInnen sind in Bonn zu sehen

Bonn. Ein Traumbaum im verwilderten Garten, ein Gewächshaus für die deutsch-polnische Freundschaft vor der Tür: Die Bonner Villa Ingenohl steht sechs Wochen lang im Zentrum des Kunstprojekts „Blick zurück nach vorn“ (02.08. bis 14.09.2008) der Montag Stiftung Bildende Kunst. Mehr als 800 Quadratmeter Innenraum stehen den 27 KünstlerInnen in der seit langem unbewohnten Gründerzeitvilla und in einem angrenzenden Gebäude aus den 1950er Jahren zur Verfügung. Einige von ihnen haben künstlerische Arbeiten für den Außenbereich, die angrenzende Rheinpromenade und sogar für die vielbefahrene Adenauerallee – etwa 150 Meter von der Villa entfernt – entwickelt und realisiert.

Dort hängt der Konzeptkünstler Babak Saed einen Löwen - in Lebensgröße nebst visualisiertem Brüllen - quer über die Straße. Schräg gegenüber Museum Koenig heißt seine Installation, eine ungewöhnliche Ortsbestimmung, eine Intervention im öffentlichen Raum, womöglich provokativ, in jedem Fall ein unübersehbarer Hinweis auf ein ungewöhnliches Kunstprojekt.

Mit dabei sind: Dagmar Demming, Tomasz Domanski, Markus Draper, Felix Droese, Horst Gläsker, Yvonne und Klaus Goulbier, Ottmar Hörl, Eva-Maria Joeressen und Klaus Kessner, Kirsten Kaiser, Thomas Klegin, Artur Klinow, Maike Kloss, Stefan Korschildgen, Olf Kreisel, Maik und Dirk Löbbert, Saskia Niehaus, Beate Passow, Heide Pawelzik, Thea Richter, Raffael Rheinsberg, Babak Saed, Tamer Serbay, solitaire FACTORY, Stefan Sous, Karin Veldhues und Gottfried Schumacher, Rolf Wicker, Anja Wiese.

Farbrausch und Spurensicherung

Adagio a piedi heißt die serielle Arbeit mit 173 Blättern von Raffael Rheinsberg. Sie ist das Ergebnis einer mehrtägigen „Spurensicherung“, bei der der Künstler verschiedene Orte in Bonn mit kriminalistischen Methoden untersuchte.

Ein Gewächshaus für die deutsch-polnische Freundschaft mit dem Titel Convergence Incubator bringt Tomasz Domanski aus Breslau nach Bonn. Die in Münster lebende Maike Kloss installiert „Beschilderungen“ für einen sehr speziellen Trimm-dich-Pfad an der Rheinpromenade. Und die kleinen, eindringlichen Skulpturen von Saskia Niehaus besetzen Regale, Einbauschränke und Fußböden im Erdgeschoss der Villa Ingenohl.

Dagmar Demming installiert ihre bewegende Ton-Installation Grundgeräusch Mutter und Vater in einem ehemaligen Schlafraum im ersten Stock. Ihre zweite Klang-Arbeit - 27 Träume zerlegt - platziert sie in einem alten Baum des verwilderten Gartens. Dirk und Maik Löbbert schufen eine Wand für Raucher und Trinker. Gepinselt und gestickt, klassisch in Öl oder auch mal als Plastikpuzzle heben dort verschmitzte Herren das Glas oder schmauchen die Pfeife. Die beiden Künstler haben gesammelt, was keiner mehr wollte und die gerahmten Urbilder der Gemütlichkeit zu einem Gesamtkunstwerk zusammengefügt.

Thomas Klegin hat einen ebenmäßig geformten Hügel aus geschredderten Tageszeitungen in der Mitte eines großen Zimmers aufgeschichtete, den ein Kreis aus grau lackierten Stühlen umgibt. Der Raum wird hier zum „begehbaren Bild“ und der Betrachter selbst wird Teil der Installation, die den Titel _INCIDENT  trägt.

Der wandfüllende Scherenschnitt Realisierung des Raums zwischen Ja und Nein von Felix Droese entstand 1997 und nimmt Bezug auf den brutalen Krieg auf dem Balkan. Mit der Geschichte des Bonner Ausstellungsortes setzt sich Droese mit weiteren Arbeiten im angrenzenden Gebäuderiegel auseinander.

Horst Gläsker nutzte eine Chance, die die Villa Ingenohl ihm wie kaum ein anderer Ort bietet: Er lässt ein farbintensives Plädoyer für die Malerei entstehen. Sein „Kabinett der Farbe“ mit schwarzem Spiegelboden darf nur mit Filzpantoffeln betreten werden und liegt in einem schmalen, ruhigen Raum im ersten Obergeschoß der Villa.

Zwischenbilanz: Ein Blick zurück nach vorn

Nach zehn Jahren aktiver Stiftungsarbeit mit Ausstellungen, bundesweit und überwiegend im öffentlichen Raum, mit Symposien an Kunstakademien in Deutschland und Österreich und einer praxisorientierten Werkstattreihe, ist „Blick zurück nach vorn“ als Zwischenbilanz gedacht. 54 internationale KünstlerInnen haben sich an den vergangenen acht Kunstprojekten der Stiftung beteiligt, 27 von ihnen konnten jetzt nach Bonn, zum ersten Kunstprojekt am Stiftungssitz selbst eingeladen werden. „Mich interessiert, welche Themen die Künstlerinnen und Künstler an diesem Standort finden und auch, ob und wie sie diese in einen gesellschaftlichen Kontext überführen“, sagt Ingrid Raschke-Stuwe, Vorstand der Montag Stiftung Bildende Kunst und Kuratorin der Ausstellung „auch möchte ich wissen, wie ihr Blick zurück auf die vergangene Kooperation aussieht und welche Impulse sich daraus für die weitere Stiftungsarbeit ergeben können.“

Und so ist neben der Ausstellung auch ein deutsch-englisches Buch entstanden: Auf 220 Seiten dokumentiert es alle Kunstprojekte der Montag Stiftung Bildende Kunst und wirft Streiflichter auf den neuen Bereich Theorie und Praxis. Es lässt Künstler und Wegbegleiter zu Wort kommen und sowohl der Stifter Carl Richard Montag als auch Ingrid Raschke-Stuwe beleuchten in der großformatigen Publikation mit dem Titel Blick zurück nach vorn Ziele, Haltung und die Zukunftsperspektiven der Kunststiftung.

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Blick zurück nach vorn
Kuratorin: Ingrid Raschke-Stuwe

mit Dagmar Demming, Tomasz Domanski, Markus Draper, Felix Droese, Horst Gläsker, Yvonne & Klaus Goulbier, Ottmar Hörl, Eva-Maria Joeressen & Klaus Kessner, Kirsten Kaiser, Thomas Klegin, Artur Klinau, Maike Kloss, Stefan Korschildgen, Olf Kreisel, Maik & Dirk Löbbert, Saskia Niehaus, Beate Passow, Heide Pawelzik, Thea Richter, Raffael Rheinsberg, Babak Saed, Tamer Serbay, Solitaire Factory , Stefan Sous, Katarina Veldhues & Gottfried Schumacherr, Rolf Wicker, Anja Wiese