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Die Installationen und Papierarbeiten des blauorange 2009 Preisträgers Björn Braun halten die Balance zwischen Kunst und Natur, zwischen dem Natürlichen und dem Artifiziellen. In den Kulturlandschaften seiner Collagen, romantischen Ansichten deutscher Sentimentalität, greift er ausschließlich auf "Material" zurück, das er im Bild bereits vorfindet. Seine abstrakten Bilder wurden zum Beispiel aus Büchern von Adalbert Stifter handgeschöpft, und auch seine skulpturalen Arbeiten folgen einer ähnlichen Logik in der Verwandlung von Stoff und Inhalt.

Entsprechend darf in Brauns Arbeitsprozess nichts verloren gehen, alle Reste müssen verarbeitet und nichts darf zerstört werden, ohne dass etwas Neues daraus entsteht. Wie etwa in einer Installation, die in der Braunschweiger Ausstellung erstmals gezeigt wird. Eine schlicht gezimmerte Holzbank steht vor einem abstrakten Bild. Genau besehen fehlt der Bank je eine Strebe aus Sitz und Lehne. Diese hat Braun zu dem Landschaftsbild aus grob geschöpftem Papier verarbeitet, das durch eine Horizontlinie geteilt wird. Die „Erde“ entstand aus der Sitzplanke, der „Himmel“ aus der Rückenlehne.

Die Metamorphosen des Materials sind die Geschichte. Ermöglicht durch minimale formale Eingriffe mit maximaler inhaltlicher Wirkung und entschleunigt durch alte Kulturtechniken. „Der Waldgänger“ entstand in der buchstäblichen Auflösung des gleichnamigen Romans von Stifter - einer farbig in Leinen gebundenen Ausgabe aus dem Antiquariat. Eingekocht und neu als Papierblatt geschöpft zeigt diese Arbeit noch schwach die Farbe des Leinens, grobe Fasern und einzelne Buchstaben. Die detaillierten Naturbeschreibungen Stifters sind nun in der abstrakten Landschaftsdarstellung kondensiert. Und: Der Umfang des Buches bestimmt die Größe des Bildes.

Braun konzentriert sich auf Form und Transformation. Oder er lässt gleich die Natur arbeiten: Für eine neue Installation hat Braun Zebrafinken ihre Schlafnester aus von ihm vorgegebenen Material bauen lassen. Ein gefundenes Nest hat der Künstler wiederum eingekocht und zu einem Eierkarton verarbeitet, in dem die Eier der Vögel dann guten Halt finden. Als Agitprop für Umweltschützer sind Brauns Konzepte nicht zu gebrauchen. Zu poetisch sind seine Verwandlungsgeschichten.

Der Kunstpreis blauorange 2009 wird am 10. Dezember im Kunstverein Braunschweig überreicht. Brauns Preisträgerausstellung, von Bettina Klein kuratiert, wird am selben Abend eröffnet und ist bis zum 31. Januar 2010 zu sehen. Das Künstlerbuch von Björn Braun ist ab Januar 2010 erhältlich.

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Björn Braun
Schöpfung aus Künstlerhand

Preisträgerausstellung blauorange 2009 
Kunstpreis der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken

Haus Salve Hospes