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Mit rund neunzig Meisterwerken aus der japanischen Kunst vom 12.-19. Jahrhundert und der westlichen Moderne präsentiert die Ausstellung „Bilder der Stille“ zum ersten Mal in diesem Umfang Werke aus der Sammlung Viktor und Marianne Langen. Arbeiten verschiedener Epochen und Stile, darunter Leinwandbilder, Papierarbeiten, Skulpturen und Rollbilder, zeigen in einer bisher ungewohnten Zusammenschau Stille. Die Stille der Landschaft, des Schlafes und der Meditation aber auch die Stille des Todes, der absoluten Form, der Schrift, des Abstrakten und der Farbe. Gezeigt wird stilles Leben – Leben mit und in der Stille.

Die japanischen Werke der Ausstellung geben einen Einblick in die wichtigsten Epochen der japanischen Malerei. Von der vom buddhistischen Stil geprägten Kultbildmalerei (1185-1333) über die narrativen Bilder der höfischen Tradition bis hin zu der profanen japanischen Malerei (1615-1868). Stets findet der Betrachter für ihn vertraute Sujets und Motive aus der westlichen Malerei wieder, wie die zentrale Bedeutung der Geburt und des Todes des Religionsstifters, realistische und idealisierende Porträts und die Verbindung von Schrift und Bild.

Aus der Sammlung der westlichen Moderne werden Werke von 1904-1994 gezeigt. Unter den Arbeiten finden sich Landschaften von Egon Schiele, Paul Cézanne, René Magritte und Roy Lichtenstein, figurative Darstellungen von Alexej von Jawlensky, Oskar Schlemmer und Max Beckmann und Farbkompositionen von Yves Klein, Mark Rothko und Antoni Tàpies. Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Frage, mit welchen künstlerischen und stilistischen Mitteln Stille evoziert werden kann und ob es universell gültige Kriterien gibt. Dabei ist es der Betrachter selbst, der den Bildern die Stille gibt und der entscheidet, wann und wo er diese empfindet. Bilder der Stille lässt den Besucher eine Zeit-, Welt- und Traumreise antreten und gibt ihm gleichzeitig einen Einblick in den Umfang und die Qualität der Sammlung Viktor und Marianne Langen.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Beiträgen von Dr. Adele Schlombs, Direktorin des Museum für Ostasiatische Kunst, Köln und Dr. Siegfried Gohr, Professor für Kunstwissenschaften an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung, Karlsruhe. Pressetext zur Ausstellung

ZUR ARCHITEKTUR VON TADAO ANDO Die Raketenstation Hombroich ist Teil des visionären Projektes des Sammlers Karl-Heinrich Müller, ein „vernachlässigtes Fleckchen Erde“ in Nordrhein-Westfalen zu einer einmaligen Synthese aus Kunst und Natur werden zu lassen. Nach der Entwicklung des Museum Insel Hombroich erwarb er 1994 die 13 Hektar große Fläche einer ehemaligen NATO Basis. Auf keiner Landkarte verzeichnet, diente dieses Gelände zu Abwehrzwecken und der Lagerung von Köpfen für Cruise Missiles und Pershing Raketen. 1992/93 wurde es im Zuge der Abrüstungsabkommen zwischen den NATO-Staaten und der ehemaligen UdSSR stillgelegt Tadao Ando besuchte auf die Einladung von Karl-Heinrich Müller hin schon 1994 die Raketenstation und sah diese in ihrem Urzustand. Begeistert von dem einmaligen Kultur- und Kunstraumprojekt sprang der „Funke“ sofort auf ihn über. Sein Entwurf wurde Teil des Konzeptes, das Karl-Heinrich Müller, Erwin Heerich, Oliver Kruse und Katsuhito Nishikawa zwischen 1994 und 1995 entwickelten. Dabei ging es nicht darum, die Geschichte des Ortes gänzlich auszulöschen, sondern dem Ort ein neues Gesicht und eine neue Bestimmung zu geben. Das Konzept wurde 1996 auf der Biennale in Venedig vorgestellt und bis 2001 in wesentlichen Teilen umgesetzt. Militärische Elemente wie Stacheldrahtzäune, Scheinwerfersysteme und kugelsicheres Glas wurden beseitigt. Die Hallen, Hangars, Bunkersysteme, Erdwälle und der Beobachtungsturm blieben bestehen, wurden renoviert und teilweise umgestaltet. Neubauten von Heerich und Nishikawa ergänzten das bestehende Ensemble ebenso wie die Skulpturen von Heinz Baumüller und Eduardo Chillida. Letztere übertrifft den ehemaligen Wachturm an Größe und prägt zusammen mit dem großen Bogen von Tadao Ando das heutige Bild des Geländes. Dieser Bogen, der heutige Eingang zur Langen Foundation, wurde als einer der ersten Bauten 1998/99 als Portal zur Raketenstation realisiert.

Die Raketenstation Hombroich und das Museum Insel Hombroich gingen 1997 in die Stiftung Insel Hombroich ein und bilden heute den Kulturraum Hombroich. Ein dynamisches Ensemble aus Kunst, Kultur, Wissenschaft und Natur, das sich beständig weiter entwickelt.

Die Realisierung des Baus von Tadao Ando Als Marianne Langen Tadao Andos Pläne im Jahr 2001 zum ersten Mal sah, entschied sie sich sehr schnell, dieses Haus als das letzte und größte Kunstwerk ihrer Sammlung bauen zu lassen. Ihrer Maxime entsprechend, verzichtete sie auf jegliche Fördermittel von außen. Tadao Ando überarbeitete seine Entwürfe, die jenseits von Nutzungsvorgaben und Flächen-nutzungsplanungen entstanden waren. Er behielt die Grundstruktur der Anlage bei und bereicherte sie unter anderem um einen künstlich angelegten Spiegelteich. Im November 2002 fand die Grundsteinlegung für das Gebäude der Langen Foundation statt.

Zur Architektur Bezug nehmend auf die Geschichte des Ortes mit ihren alten Wallanlagen, ist das Gebäude von Erdwällen umgeben. Diese schützen den Bau nach Außen und steigern gleichzeitig das Interesse an dem „Dahinter“. Im Eingangsbereich löst Ando die Wallanlage auf, ersetzt sie durch den Rundbogen und den Spiegelteich und gibt den Blick auf das Haus frei. Eine Unterbrechung, die Leichtigkeit erzeugt und – unterstützt durch die Spiegelungen in dem See – Schwerelosigkeit.

Das Haus setzt sich aus zwei architektonisch unterschiedlichen und miteinander verbundenen Gebäudekomplexen zusammen: Ein lang gestreckter, von einem Glasmantel umgebener Betonbau und – im 45 Grad Winkel dazu – zwei parallel zueinander gebaute Betonriegel. Diese beiden sind 6 Meter tief in die Erde gegraben und schauen nur 3,45 Meter heraus. Die Raumhöhe von 8 Meter ist erst im Inneren des Gebäudes erfahrbar. Zwischen den zwei Trakten führt die „Grand Stair“ – eine große Freitreppe – wie eine Art Himmelsleiter aus der Tiefe zurück in die Natur. Die für Ando charakteristischen Baumaterialien Beton, Glas und Stahl werden auch bei der Langen Foundation verwendet. Den Bau konstruierende Elemente, wie Schalungslöcher, Fugen und die Stahlkonstruktion werden dabei hervorgehoben. Im Inneren sind die Ausstellungsräume, der Nutzung entsprechend, mit einer getünchten Putzschicht versehen. Durch den weiten Betonbogen führt der Weg an Kirschbäumen und dem See entlang zu dem Eingang des Gebäudes im Glasbau. Die von Stahlstützen getragene Glashaut schützt den Umgang um den Betonkern. Ursprünglich war der Glasmantel nur als Schutz vor Nässe gedacht. Nun sorgen eine Fußbodenheizkühlung im Eingangsbereich und dem Ausstellungsraum für ein adäquates Klima für Besucher, Mitarbeiter und Kunstwerke. Der Ausstellungsraum im Inneren des Betonkerns ist den Werken der Japan-Sammlung der Langen Foundation vorbehalten. Lang und schmal in seinen Ausmaßen (43m x 4,9m) wirkt er intim und monumental zugleich. Dieses Raumgefühl wird durch die Lichtführung gesteigert. Natürliches Licht strömt durch zentrale Deckenschlitze hinein. Regelmäßig angeordnete, schmale Lamellen an der Unterkante streuen das Tageslicht auf die Wände. Auf der Südseite des Glasbaus führt der Weg leicht abschüssig – mit Blick über die weite Rasenfläche im Inneren der Anlage – in die beiden Ausstellungsbereiche Moderne I und II.

Von einer Galerie aus fällt der Blick hinunter in die 8 Meter hohen Räume, in denen zukünftig Wechselausstellungen präsentiert werden. Beide Räume sind mit ihren jeweils 436qm fast identisch dimensioniert und dennoch sehr unterschiedlich. Die Moderne II zeigt sich in purer Größe und Monumentalität, während in der Moderne I eine Rampe aus Beton fast die Hälfte des Raumes einnimmt. Die Beleuchtung entspricht der im Japanraum. Eine vergleichsweise einfache Tageslichtkontrolle, die im Einklang mit der Tradition des Museum Insel Hombroich bewusst eingesetzt ist.

Die Langen Foundation ist ein Meisterwerk aus Linien, einem faszinierenden Spiel von Innen und Außen, Kunst und Natur, Massivem und Leichtem. Ein gebauter Ort, der nicht nur Hülle für die Kunst ist, sondern der sich selbst ausstellt. Die größte Plastik der Ausstellung ist die Architektur selbst.

Pressetext zum neuen Museumsgebäude der Langen Foundation

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Bilder der Stille. Die Tradition Japans und die westliche Moderne
Eröffnungsausstellung im neuen Museumsgebäude / Architekt Tadao Ando
Eröffnung: 12. September 2004 11- 17 Uhr

mit Werken von Egon Schiele, Paul Cézanne, René Magritte, Roy Lichtenstein, Alexej von Jawlensky, Oskar Schlemmer, Max Beckmann, Yves Klein, Mark Rothko, Antoni Tàpies, u.a.