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Bhupen Khakhar: You Can’t Please All

Der indische Künstler Bhupen Khakhar (1934–2003) spielte eine zentrale Rolle in der modernen Kunst seines Landes und wurde international als bedeutender Protagonist der Malerei des 20. Jahrhunderts wahrgenommen Er begann in den 1960er Jahren künstlerisch zu arbeiten und gehörte bald einer lebendigen Künstlerbewegung – der Baroda School - an, die neue Formen der Erzählung und der Figuration in die Bildsprache einbrachte. Die Grundlage seiner Malerei bildete das intensive Studium südasiatischer und europäischer Kunst, dem er sich neben seiner Arbeit als Wirtschaftsprüfer widmete. Nach frühen Experimenten mit der Pop Art entwickelte Khakhar einen ganz eigenen Malstil, der scheinbare Gegensätze wie Hoch- und Massenkultur, Alltagsleben und Malereigeschichte verband und so die bestehende Ikonografie subversiv unterlief. Mit viel Mut ging er komplexe und provokante Themen an: Klassenunterschiede, Begehren und Homosexualität sowie seinen eigenen Kampf gegen den Krebs. Khakhar ließ dabei literarische Sensibilität und kritische Beobachtungsgabe in seine scharfsinnigen, häufig ironischen Darstellungen von schwierigen Themen einfließen.

Der Titel der Ausstellung You Can’t Please All (Man kann es nicht allen rechtmachen) ist Khakhars gleichnamigen Werk aus dem Jahr 1981 entliehen. Eine nackte Gestalt steht mit dem Rücken zum Betrachter und blickt auf eine dramatische Szene: die Darstellung eines Lehrstücks über Vater und Sohn, die einen Esel gewinnen und ihn auf dem Weg nach Hause verlieren, da sie den ungebetenen Ratschlägen der Passanten folgen. Ursprünglich als Selbstporträt gedacht, vollendete Khakhar das Gemälde einige Jahre nach einem kurzen Aufenthalt in Großbritannien. Couragiert beschloss er, in seinem Leben und in seiner Arbeit offen mit seiner Homosexualität umzugehen. In diesem Werk manifestiert sich in den Spannungen zwischen der Schönheit und dem Grotesken Khakhars intuitives Verständnis in der unbefangenen Darstellung menschlicher Liebe, von Sehnsüchten, Schwächen und Leiden.

Die erste posthume Überblicksschau von Bhupen Khakhars Oeuvre, welche zuvor in der Tate Modern zu sehen war, vereint Arbeiten aus öffentlichen und privaten internationalen Sammlungen aus fünf Jahrzehnten. Seine Arbeiten waren zu Lebzeiten regelmäßig in Indien und im Ausland ausgestellt, u. a. 1992 auf der Documenta IX in Kassel. Diese Retrospektive wirft einen neuen Blick auf Khakhars künstlerische Praxis. Sie präsentiert, neben den bekannten Gemälden und Arbeiten auf Papier, nur selten gezeigte experimentelle Werke, zu denen auch Keramiken, Textil- und Glasarbeiten gehören.