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Die Pinakothek der Moderne zeigt die erste museale Ausstellung des fotografischen Werks von Bernhard Wicki (1919-2000), in der ca. 80 Originalfotografien (Vintage Prints) aus dem Nachlass des Künstlers zu sehen sein werden. Wicki erlangte als Regisseur des Films »Die Brücke« 1959 Weltruhm, zuvor hatte er sich als Schauspieler in Film und Theater international einen Namen gemacht. Bis heute ist unbekannt, dass Wicki in den 50er Jahren fotografierte und ein Werk hinterlassen hat, das nicht nur seine Arbeit als Regisseur vorbereitete, sondern eine individuelle künstlerische Handschrift trägt. Die Fotografie war für Wicki das entscheidende Instrumentarium, sich optisch auszudrücken.

Auf der »Weltausstellung der Fotografie« in Luzern entdeckt Wicki 1952 die Fotografie. Fasziniert von der Vielzahl ihrer Ausdrucksmöglichkeiten lässt er sich von seinem Engagement am Münchner Staatsschauspiel freistellen und geht nach Paris, um sich »wie ein Besessener« ausschließlich der Fotografie zu widmen. In den folgenden 10 Jahren entsteht sein Werk vor allem auf Reisen durch Europa und Nordafrika sowie an seinem Wohnort München. Im Zentrum seines Interesses steht der Mensch, den er auf seinen Streifzügen durch Städte und Länder bei alltäglichen Handlungen beobachtet. Wicki zeichnet ein eindrückliches Bild von der Zeit nach den katastrophalen Ereignissen des Zweiten Weltkriegs, die geprägt ist von Einsamkeit, beraubt jeder Utopie, und doch zugleich nicht ohne Menschlichkeit und Hoffnung auskommt. Darüber hinaus hat er während verschiedener Dreharbeiten in sehr intimen Aufnahmen seine Künstlerkollegen porträtiert, so die junge Romy Schneider, Horst Buchholz und Maria Schell, aber auch Schriftsteller wie Friedrich Dürrenmatt und Max Frisch. Sein fotografischer Stil zeigt sowohl Einflüsse der LIFE-Fotografie wie der künstlerischen Bewegung der »subjektiven fotografie«, ist aber vor allem vom neorealistischen Film geprägt.

Wicki’s Fotografien erregen bereits in den 50er Jahren Aufsehen. Er veröffentlicht in Magazinen (Magnum, Frau und Film) und ist auf Ausstellungen (Weltausstellung der Fotografie 1964) vertreten. Ein Angebot, regelmäßig für das LIFE Magazine zu arbeiten, lehnt er ab. 1960 werden Wickis Fotografien in einem bibliophilen Band des Züricher Interbooks Verlags unter dem Titel »Zwei Gramm Licht« veröffentlicht, versehen mit einem Vorwort von Friedrich Dürrenmatt. 1961 erhält er eine Einzelausstellung in der Galerie Diogenes in Berlin. Doch schon zu diesem Zeitpunkt hat Wicki die Fotografie aufgegeben, um sich nach dem weltweiten Erfolg der »Brücke« ganz der Regie zu widmen. Sein fotografisches Werk gerät in Vergessenheit.

Begleitet wird die Ausstellung von einem Film- und Vortragsprogramm. Parallel dazu erscheint ein exklusiver Bildband im DuMont-Verlag (ca. 20 Euro). Die Ausstellung wird vom Niederösterreichischen Landesmuseum St. Pölten übernommen, weitere Stationen in Deutschland und der Schweiz sind geplant. Das Goethe-Institut zeigt im Anschluss in einer weltweiten Tournee eine Auswahl von Neuabzügen des Künstlers.

Pressetext

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Bernhard Wicki. Fotografien
Kuratorin: Inka Graeve Ingelmann