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"Die Wut der Bilder“ – Welche Wut meint der Maler, wenn er seine Ausstellung so benennt? Ist jener Furor gemeint, den die Motive seiner Darstellungen auslösen? Neben Geschehnissen der Pariser Kommune sind es vor allem faschistische Greueltaten und die furchtbaren Erfahrungen und Leiden des Zweiten Weltkriegs, an denen sich der Maler in einer Fülle von bedrängenden Bildern abarbeitet, ohne einen definitiven Schlussstrich ziehen zu können.

Wenn wir in den Bildern Gewalt und Schrecken, Verblendung und Irrsinn, das Groteske und das Makabre erkennen, wird vielleicht Wut deshalb aufsteigen, weil etliche Werke Heisigs von einem ungeheuerlichen Zivilisationsbruch berichten, der die jüngere deutsche Geschichte maßgeblich bestimmt hat.

Im Mittelpunkt des Werks steht die Verarbeitung des eigenen Kriegstraumas und d.h. auch seine persönliche Rolle und Verantwortung als Täter und Opfer. Heisig konzentriert sich indessen nicht nur auf seine Erinnerungen, sondern stellt seine Erfahrungen in einen größeren geschichtlichen Zusammenhang. Der Künstler ist gleichsam Schöpfer und Erdulder einer Erfahrungswelt, die, weil sie so unfassbar erscheint, nicht in endgültigen Bildern zu vergegenwärtigen ist.

Malerei ist für Heisig das wichtigste Medium einer Wahrheitssuche, wobei die extrem persönliche Sicht über das nur Autobiografische hinaus reicht und etwas Allgemeingültige zum Ausdruck bringt. Auch die wenigen Landschaften und Porträts unserer Werkauswahl unterstreichen den psychologisch eindringlichen Zugriff und zugleich die sensible Darstellungsweise eines Malers, der noch einmal an die große Tradition von Dix, Kokoschka und vor allem Beckmann anknüpft. Es ist der breite motivische Rahmen und die eminente malerische Qualität, die das Oeuvre so bestechend erscheinen lassen.

60 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs und aus Anlass des 80. Geburtstages von Bernhard Heisig war es wichtig, das außerordentliche Werk, das so suggestiv und malerisch souverän das deutsche Trauma behandelt, in einer exemplarischen Auswahl zu zeigen.

Kurator der Ausstellung ist Eckhart Gillen, der auch in Kooperation mit dem Museumspädagogischen Dienst Berlin den Katalog herausgegeben hat. Die Publikation enthält Beiträge von Eduard Beaucamp, April Eisman, Eckhart Gillen, Tino Heim, Sabine Heinke, Paul Kaiser, Karl-Siegbert Rehberg und Dietulf Sander.

Die Ausstellung wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.

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Bernhard Heisig - Die Wut der Bilder
Kurator: Eckhart Gillen