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Benedikt Hipp ist zwar erst 35 Jahre alt, zählt aber schon heute zu den außergewöhnlichsten und bemerkenswertesten Künstlern seiner Generation. Kennzeichnend für sein Werk ist, dass er die anspielungsreich assoziierten Figurationen seiner Bilder und Skulpturen in installative Architekturen bettet, die den Betrachter in einen atmosphärisch verdichteten Gesamtkontext hineinversetzen. Benedikt Hipps Bilder sind echte Tafelbilder, gemalt mit Öl auf Holz und mit gefirnisster Oberfläche. Dargestellt sind Personen, architektonische Gebilde oder andere Gegenstände, die an Gesehenes, Erlebtes oder Erträumtes erinnern, sich jedoch einer eindeutigen Zuordnung immer wieder entziehen. Diese Wirkung verstärkt der häufig dunkle Hintergrund der Bilder. Er erschüttert die scheinbare Vertrautheit der Motive und offenbart eine irritierende Leere und Ortlosigkeit des Bildraums. Wie die Bilder entfalten auch die Skulpturen eine stark assoziative Kraft, die durch die sprechenden Werktitel wie „In der folgenden Betrachtung wird vorausgesetzt, der Körper sei eindimensional“, „dünner Schall mit Schatten“, „Erfassung des Ist-Zustands“ oder „Rauch auf Land ab“ um den Bereich des Literarischen erweitert wird.

Woher nimmt der Künstler seine Inspirationen? Benedikt Hipp hat ein Händchen für die Abenteuer des Lebens. Er ist ein Spurenfinder. Kauft er irgendwo einen alten Tisch oder Schrank, so findet er darin ein Geheimfach, alte Briefe, Zeitungsausschnitte oder eine Gesangbuchsammlung, erwirbt er ein altes Bauernhaus, stößt er im Keller auf eine große Ansammlung von alten geschmiedeten Eisenketten, Ölkanistern, gußeisernen Kannen und Ähnlichem. In einer alten Scheune entdeckte er einen Ort, an dem sich verschiedene Tiere zum Sterben niedergelegt hatten. Mumifizierte Kadaver hat er dort rausgeholt, zwei vertrocknete Ratten liegen jetzt in trauter Zweisamkeit in einem Käfig in seinem Atelier. All diese Fundstücke erzählen von einem Leben, das es nicht mehr gibt, von dem nur noch Spuren übrig geblieben sind. Hipp greift diese losen Fäden der vergessenen (Lebens-)Geschichten auf und erzählt sie in seiner Kunst weiter: Mystische Gestalten und magische Orte prägen seine Bilder und Skulpturen. Jedes Detail ist hier eine Anspielung. Überall finden sich bruchstückhafte Hinweise, die vom Betrachter unweigerlich zu einer geheimnisvollen Geschichte ergänzt werden können. Und damit auch keiner den Faden verliert – und in der Hippschen Erzählung bleibt, schafft der Künstler zu seinen Bildern und Skulpturen auch ganz eigene Räume. In diesen gibt es keinen Alltag mehr, sondern nur noch Entdeckungen.

Für die Ausstellung in Erlangen wird Benedikt Hipp die Räume des Kunstpalais vollständig verwandeln. Durch diesen veränderten Kontext soll der Besucher – ganz im Sinne des Ausstellungstitels – alle Stufen der künstlerischen Erleuchtung durchschreiten: von absoluter Finsternis bis hin zum alles überstrahlenden Licht. Durch einen Schrank hindurch wird er in fremde Kopfwelten vordringen, er wird durch die Bereiche rationaler Strukturen und Analysen, aber auch durch die Gefilde der irrationalen Verknüpfungen streifen und aus den Tiefen eines vermeintlichen Ozeans hinauf in die lichte Welt einer „Auferstehung“ steigen. Selbst der „Hexen-flug“, den Goya Ende des 18. Jahrhunderts malte, wird in der Ausstellung eine wesentliche Rolle spielen.

Zu dieser außergewöhnlichen Ausstellung wird ein ebenso außergewöhnliches Katalogbuch erscheinen, das im Rahmen eines Künstlergesprächs zur Finissage der Ausstellung vorgestellt wird.

Biografische Angaben: 1977 in München geboren 2000 - 2002 Studium an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg 2003 - 2004 Studium an der Accademia di Belle Arti di Bologna 2002 - 2007 Studium an der Akademie der Bildenden Künste München Lebt und arbeitet in München

Ausstellungen (Auswahl): 2012 Kunstverein Hannover 2011 Schirn Kunsthalle, Frankfurt / Musée d'art contemporain de Bordeaux 2010 Bielefelder Kunstverein (E) / Museum van Bommel van Dam, Venlo 2009 Deutsche Bundesbank Sammlung, Frankfurt am Main (E) / Lothringer 13, Städtische Kunsthalle München 2007 Bundeskunsthalle, Bonn

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Benedikt Hipp
LUXSTÄTT
Kuratorin: Claudia Emmert