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Der Förderpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI e. V. widmet sich im Bereich Bildende Kunst in diesem Jahr dem Thema Film und wurde an den Berliner Künstler Omer Fast und die Hamburger Künstlerin Jeanne Faust vergeben. Einzelne Arbeiten der beiden Künstler waren bereits in vorhergehenden Ausstellungen des Frankfurter Kunstvereins vertreten. In der Ars Viva Präsentation werden von Jeanne Faust sowie von Omer Fast u. a. neu entstandene Arbeiten zu sehen sein.

Im Kontext der Kunst setzen sich die Arbeiten der Künstler Omer Fast und Jeanne Faust auf unter-schiedliche Weise mit der gesellschaftlichen und ästhetischen Funktion von Film und Fernsehen aus-einander. Dabei wird einerseits das Bild- und Erzählrepertoire des klassischen kinematografischen Mediums sowie die massenmediale Vermittlung des Fernsehens untersucht. So wenig wie das Me-dium „Film“ heute auf einen einzigen Diskurskomplex reduziert werden kann, so vielfältig ist auch seine materielle Ausprägung. Entsprechend sind in der Ausstellung Video- und Filmformate neben Fotografien vertreten. Das Medium Film dient den Künstlern als Dispositiv ihrer kritisch-analytischen Untersuchungen. Dabei entstehen Bezüge zu medienhistorischen Kontexten ebenso wie zu aktuellen Repräsentationsphänomenen des Alltags.

Jeanne Faust, 1968 in Wiesbaden geboren, studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. In ihren Fotografien, Filmen und Videoinstallationen untersucht sie Stereotypen des narrativen Kinobildes und spürt Charak-teristiken des deutschen und französischen Autorenfilms nach. Dabei interessiert sie sich für die Ambivalenz von Fiktionalem und Authentischem. Faust inszeniert in ihren Filmen und Fotografien Momente, die Teil einer Geschichte oder Dokumentation zu sein scheinen, Teil also einer erzählerischen Repräsentationsform. Sie wirken wie Ausschnitte eines außerhalb der Kadrie-rung oder der Erzählzeit liegenden Gesamten. Da Fausts Arbeiten immer wieder auf ein unbewusstes kulturelles Repertoire an filmischem Bildwissen zurück zu greifen scheinen, fällt es dem Betrachter kaum schwer, Anknüpfungspunkte in den ausschnitt-haften Szenen zu finden. Denn bei aller Ähnlichkeit mit den Bildwelten des Kinos sind Jeanne Fausts Werke vor allem konzep-tionelle Versuchsanordnungen über die Art, wie Kinobilder aussehen würden, wenn sie keine Geschichten erzählten, sondern Fragmente einer Sprache des Kinos wären. Faust ist eine aufmerksame Beobachterin minimaler sozialer Ereignisse, die sie mit viel Gespür für die Situation re-inszeniert. Die Orte ihrer Filme und Fotografien sind in ihrer Schlichtheit präzise gewählt und ebenso beiläufig in Szene gesetzt wie ihre Protagonisten.

Omer Fast, 1972 in Jerusalem geboren, studierte in Boston und New York und lebt seit 2001 in Berlin. Auch ihn interessiert am Mediendispositiv Film die Schnittstelle von Fiktion und Authentischem. Während Fausts Arbeiten vor-wiegend Bezüge zum klassischen Kinofilm aufweisen, zeugen Fasts Arbeiten von einem besonderem Interesse für massenhaft reproduzierte Bilder wie z. B. die des Hollywoodkinos. So erstaunt es nicht, dass das Medium Video nicht nur auf bildästheti-sche Eigenschaften hin untersucht wird, sondern auch die medienspezifischen Distributions- und Rezeptionsstrukturen ein wesentliches Element seiner Arbeiten darstellen. Im Gegensatz zu Jeanne Faust, die von der Wirkung der Kinobilder auf die Wahrnehmung von Realität erzählt, beschäftigt sich Fast mit einer paradoxen Überschneidung (historischer) Realität und dokumentarischer Repräsentation. In seinem jüngsten Projekt "Spielberg's List", in dem er sich auf Steven Spielbergs Film "Schindler's List" bezieht, kombiniert er Interviews mit Spiel-berg-Schauspielern und Filmszenen, und konfrontiert diese mit dokumentarischem Material von den Originalschauplätzen. Für seine Arbeiten nutzt er sowohl Film- als auch Videoformate, gefundenes und selbst gedrehtes Material, welches er für seine Manipulationen durch Inserts oder audiovisuelle Überschreibungen nutzt. Sich das Material zunutze machend, untergraben seine oft subtil „collagierten“ Filme die Erzählstruktur des Originals und verleihen ihm durch die Überarbeitung eine neue und kritische Kommunikationsebene. Pressetext

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ars viva 03/04 - Film
Jeanne Faust / Omer Fast