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Die Offenbarung des Johannes (griechisch apokalypsis = Enthüllung), das letzte Buch des Neuen Testaments, schildert die Katastrophen der letzten Tage der Menschheit bis zum Jüngsten Gericht. Die Visionen des Johannes haben die Menschen zu allen Zeiten bewegt – und die Kunstgeschichte von der Spätantike bis in die Gegenwart um zahlreiche, großartige Bilder und Bilderfindungen bereichert.

Eine suggestive, bildgewaltige Sprache und die Ambivalenz von Schrecken und Hoffnung haben Künstler schon immer fasziniert. Nachdem die Apokalypse zunächst als Vorhersage konkreter künftiger Ereignisse gedeutet wurde, verbreitete sich bald eine mehr symbolische Auffassung, die in der Offenbarung eine allgemeine Darstellung der Zukunft der Kirche sah. Im hohen Mittelalter entstanden zudem geschichtstheologische Deutungen, die die Apokalypse als System innerhalb der menschlichen Geschichte auffassten. Diese führten dazu, dass sie zeitgeschichtlich interpretiert und auf die jeweilige Gegenwart und Lebenswirklichkeit bezogen wurde.

Im von Katastrophen wie den beiden Weltkriegen erschütterten 20. Jahrhundert und in der Gegenwart erlangt das Endzeit-Thema neue Virulenz. Die Apokalypse wird zum narrativen Muster, wird ganz allgemein Chiffre und Gleichnis für Krieg, Schrecken, Zerstörung und Tod, während der biblische Text in den Hintergrund rückt.

Das mpk nimmt das Gedenkjahr 2014, in dem sich der Beginn des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal jährt, zum Anlass, eine umfangreiche Apokalypse-Ausstellung zusammenzutragen. In einem großen kunst- und kulturhistorischen Bogen versammelt die Ausstellung „Apocalypse Now! – Visionen von Schrecken und Hoffnung in der Kunst vom Mittelalter bis heute“ Werke auf Papier von karolingischer Zeit bis in die Gegenwart. Den Betrachtern wird vor Augen geführt, wie der biblische Text in seiner Ambivalenz von Grauen und Hoffnung, von Schreckensvisionen und Trostspendung, von den einzelnen Epochen aufgefasst und in Bilder umgesetzt wurde und wie im Laufe der Jahrhunderte Bildformeln und -motive ausgeprägt wurden, die bis in die Gegenwart wirkungsmächtig sind.

Zeitlich beginnt die Ausstellung mit den bedeutendsten früh- und hochmittelalterlichen Illustrationen, der Trierer Apokalypse (um 800) und der Bamberger Apokalypse (um 1010), die in Form von Faksimiles gezeigt werden. Der chronologische Bogen spannt sich über Werke des Spätmittelalters, der Renaissance, des Barock, des Klassizismus, der Romantik, des 19. und 20. Jahrhunderts bis in die unmittelbare Gegenwart. Vertreten sind Originalwerke so bedeutender Künstler wie Lucas Cranach d. Ä., Albrecht Dürer, Hans Baldung gen. Grien, Martin Schongauer, John Martin, Odilon Redon, Lovis Corinth, Otto Dix, Ernst Ludwig Kirchner, Max Beckmann, Wassily Kandinsky, Ludwig Meidner, Louis Soutter, Frans Masereel, Jan Koblasa und Rune Mields. Blockbücher aus dem Mittelalter werden ebenso berücksichtig wie Scheibenrisse aus dem 16. Jahrhundert, Leihgaben aus der berühmten Sammlung Prinzhorn ebenso wie Storyboards für Francis Ford Coppolas berühmten Film »Apocalypse Now«. Eigene Abteilungen sind populären Bildmedien wie Comics und Graphic Novels sowie dem Bereich Fotografie gewidmet. Obwohl der Schwerpunkt eindeutig auf dem Medium Papier liegt, gibt es auch – anknüpfend an die Tradition des Hauses, das als Kunstgewerbemuseum gegründet wurde – eine Abteilung mit kunsthandwerklichen Objekten sowie zwei Videoarbeiten von Gegenwartskünstlern. Mehrere Zeitgenossen, darunter Yves Netzhammer und Jonathan Meese, schaffen eigens Werke für die Ausstellung im mpk, die in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kunstwissenschaft und Bildende Kunst der Universität Koblenz-Landau am Campus Landau entsteht und von einem abwechslungsreichen Begleitprogramm flankiert wird.

Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog mit Texten von Britta E. Buhlmann, Jörg Frey, Heinz Höfchen, Peter Klein, Jens Meinrenken und Christoph Zuschlag im Deutschen Kunstverlag, ISBN 978-3-422-07291-6.