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Ab 24. Mai zeigt die Galerie Lelong Zürich ausgewählte Arbeiten auf Papier des katalanischen Künstlers Antoni Tàpies. Er ist in der aktuellen Zürcher Ausstellung als kühner Meister der Chiffren zu sehen, der sich der Ausmaße und der Wirkung seiner Formen- und Ausdruckssprache genau bewusst ist. Die Arbeiten faszinieren durch Spontaneität und stellen den Betrachter vor eine Reihe offener Fragen zu deren inhaltlicher Interpretation und Lösung. Es gibt einerseits die für Tàpies typischen Werke zu sehen, die durch Zeichen und Symbole sprechen, mit kräftigen, gewaltsamen Ritzungen und Überlagerungen verschiedener Materialien auf Wellkarton. Andererseits werden Zeichnungen gezeigt, die im Einsatz ihrer Mittel auf ein spannungsreiches Minimum reduziert sind. Breite, elegant geschwungene Pinselstriche aus Tusche und zarte Schatten auf Büttenpapier: Difuminat (Verwischung) I-IV, oder weibliche Körper (Cos rogenc, Cos ajugut, 7 i cos) mit Anklängen an erotische Phantasien. Tàpies zeigt vielfache Facetten des Materials Papier, Karton und Wellkarton, die einen wichtigen Teil seiner Arbeit bilden.

Die Titel von Tàpies' Arbeiten wirken zum Teil wie beiläufig gewählt und führen in die Irre; sie lenken die Aufmerksamkeit des Betrachters somit ein kurzes Stück weit, bis dieser feststellen muss, dass der zugehörige Name in gar nicht zu einer Lösung führt, sondern vielmehr die Frage danach verstärkt. In 8 i fletxa handelt es sich offensichtlich um ein höchst komplexes räumliches Gefüge, dem eine 8 und ein Pfeil zugeordnet sind. Eine Formel zur Lösung des Problems? Sie lenken das Augenmerk einzig auf Elemente des Bildinhalts, die jedoch keinen Aufschluss zu deren Zustandekommen liefern. Bei den stark reduzierten Arbeiten wird der Betrachter vollständig sich selbst und seinen eigenen Interpretationen, ohne rationale Bezugsmöglichkeit, überlassen. Es bleibt das ästhetische Konstrukt. So wie Stephane Mallarmé in seinem Gedicht Un coup de dés, den Moment der Stille mit einbezog, spielt auch bei Tàpies der leere Raum eine große Rolle. Er stellt die Leere dar, die Abwesenheit der Dinge. Und macht Das Ungreifbare, das Undefinierbare zu einem wichtigen Bestandteil seiner Arbeiten. Tapies zitiert den französischen Symbolisten in seinen Texten und drückt somit seine Wertschätzung aus. Die Einteilung seiner Arbeiten, mit Pausen und Momenten des Innehaltens, kommt Mallarmés Denkweise entgegen. Tàpies spielt mit den Techniken. Graffiti sobre carto auf Wellkarton könnte ebenso ein abgetragenes Stück Wandputz aus den Pariser Banlieues sein, wäre da nicht ein ölfarbenes weißes Kreuz in der Mitte, das unmissverständlich für dessen Schöpfer steht. Manche Arbeiten vermitteln den Eindruck, als wäre da gerade noch die schwungvolle Hand ihres Meisters drübergewirbelt.

Zur Ausstellung vom 24. Mai bis 19. Juli bündeln sich in der Zeichnungsausstellung der Galerie Lelong Zürich Elemente aus der Formensprache von Antoni Tàpies: Füße, Kreuze, Stühle, Schriftzeichen, Pfeile, Augen, Münder und Brüste, verbunden mit Farbfeldern und zeichnerischen Elementen; jedes einzelne zum Erfüllen seiner jeweiligen Problemstellung.

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Antoni Tàpies
Arbeiten auf Papier