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Zum 100. Geburtstag von Anton Stankowski (1906–1998) gibt eine groß angelegte Retrospektive einen umfassenden Einblick in das freie und angewandte Schaffen des Künstlers und Gestalters. Die von der Stankowski-Stiftung in Stuttgart zusammengestellte Werkschau wird nach ihren Stationen in der Stuttgarter Staatsgalerie, dem Zürcher Haus Konstruktiv und dem Josef Albers Museum Bottrop nun auch im Neuen Museum Weserburg Bremen zu sehen sein.

Als Bergarbeitersohn in Gelsenkirchen geboren entdeckte Anton Stankowski schon früh seine Neigung zur Malerei. Nach seinem Studium bei Max Burchartz an der Essener Folkwangschule wurde er 1929 von Max Dalang in dessen renommiertes Reklame-Atelier nach Zürich geholt. Es begann eine entscheidende Zeit, in der Stankowski sein foto- und typografisches Werk zu einem Prototyp zeitgenössischen Werbestils entwickelte, es entstand die heute legendäre "Schweizer Industriegrafik".

Wichtige Freundschaften entstanden in dieser Zeit, u. a. zu Hans Neuburg, Richard Paul Lohse, Max Bill, Verena Loewensberg, Alois Cariget, Hans Corey. Nach Entzug der Arbeitserlaubnis kehrte Stankowski mit einer Zwischenstation in Lörrach 1938 nach Deutschland zurück. Er gründete in Stuttgart sein grafisches Atelier, das er auch nach "verlorenen Jahren im Krieg" weiterführte.

Auch in Stuttgart hatte Stankowski sofort Verbindung zu den führenden Personen der visuellen Bewegung, wie beispielsweise Willi Baumeister, Max Bense und Egon Eiermann. Nicht zuletzt durch seine Tätigkeit wurde Stuttgart im Laufe der 50er Jahre zu einer "Hochburg" im Grafikdesign.

Hervorzuheben ist die außerordentliche Vielseitigkeit dieses Künstlers und Gestalters. Stankowskis Werk umfasst eine Vielzahl malerischer, fotografischer und skulpturaler Arbeiten. Mit seinen grafischen Entwürfen – Piktogrammen, Typografien und Corporate Identities – prägte er nicht nur das Grafik Design, sondern auch den visuellen Alltag der Bundesrepublik nachhaltig. Auch heute noch begegnen wir seinen Ideen auf der Strasse, etwa in Gestalt des Emblems der Deutschen Bank, des REWE und des IDUNA Schriftzuges.

In der Bremer Station der großen Stankowski Werkschau wird ein Schwerpunkt auf räumliche Arbeiten und das hier ablesbare enge Verhältnis von Kunst und Alltag gelegt. Stankowskis Entwurf für ein Musikzimmer soll in der Weserburg genauso realisiert werden, wie die Gestaltung eines großen Wandbildes und die Fläche einer Fahrstuhltür.

Immer wieder wird hier die augenfällige Nähe seiner Formfindungen und seiner Farbwahl zu den künstlerischen Avantgarden des 20. Jahrhunderts deutlich. Es gibt formale Parallelen sowohl zum russischen Konstruktivismus, zum Bauhaus und zur holländischen Bewegung de Stijl, als auch zu den in den 60er Jahren aus den USA nach Europa (zurück-) strömenden Einflüssen etwa von Hard Edge und Minimal Art. In der Weserburg, die ja in Ihren Sammlungen auch die letztgenannten Kunstrichtungen zeigt, soll nach der Formenverwandtschaft, nach Beziehungen und Einflüssen gefragt werden. Spannend wird innerhalb der Bremer Ausstellung das Wechselverhältnis zwischen freier/ autonomer Kunst und Stankowskis (mit konstruktivistischem Vokabular argumentierender) Gebrauchsgrafik.

Gezeigt werden in Bremen in umfassender Weise auch Stankowskis bemerkenswerte fotografische Arbeiten, seine Plakate, Fotogramme, Firmenlogos, seine Entwürfe für die Deutsche Bank, vor allem aber auch seine autonome, selbst Kenner überraschende Malerei und die (seinerzeit Donald Judd Staunen machenden) geometrischen Bilder und Skulpturen. Weitere Informationen und Bildmaterial zum Downloaden unter www.stankowski06.de.

Im Hatje Cantz Verlag ist ein Katalogbuch erschienen. Nach der Präsentation im Neuen Museum Weserburg Bremen wird eine weitere Tourneestation das IDZ Internationales Design Zentrum in Berlin sein.

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Anton Stankowski
Aspekte des Gesamtwerks