press release only in german

Der in Berlin und Manker lebende Künstler Anton Henning (*1964) hat bislang durch seine komplexen und vielschichtigen Raum- und Bildkompositionen, den «Lounges» oder «Interieurs», in weiten Teilen Deutschlands, an der Art Basel und im letzten Jahr in der De Pont-Foundation (Tilburg, Holland) für Aufsehen gesorgt. In diesen «begehbaren Bildern» treibt Henning seine Vorliebe für satte Bonbon-Farben, dekorative Wandbemalung und flauschige Teppiche an den Rand des Ertragbaren.

Durch die zusätzliche Hängung seiner Bilder in diese Räume durchbricht er nicht nur die mittels Farbe und anderen Materialien erreichte Auslöschung des White Cube, sondern bestätigt sie im gleichen Zug als Kunst bestimmenden und hervorbringenden Ort auch wieder. Dieses subversive Spiel verschiedener Bild- und Wahrnehmungsebenen lässt sich auch in seinen gemalten Interieurs entdecken, die wie ihr räumliches Pendant ein Ausweis des henningschen Bilduniversums sind. Hennings betretbare Lounges faszinieren durch ihren Charakter, ein verflixtes Spiegelkabinett der Bilder zu sein und den Betrachter ähnlich Judy Garland in «The Wizzard of Oz» in den ansonst verschlossenen illusionären Bildraum entführen zu können.

Die erste museale Einzelausstellung in der Schweiz wird dem Maler Anton Henning gewidmet sein. In sechs zentralen Räumen des Kunstmuseum Luzern, das mit seiner ausgesprochen subtilen Raumanordnung als White Cube par exellence bekannt ist, werden rund dreissig Gemälde, Zeichnungen und Tuschemalereien zu sehen sein. Die Präsentation vorwiegend neuster Arbeiten soll erstmals einen Einblick in das enorme kreative und malerische Potential dieses Künstlers ermöglichen. Mittels einer Auswahl aus allen Werkgruppen seiner Malerei wird das vernetzte, serielle und strategische wie spielerische Schaffen, das sich in den gemalten Interieurs in nuce präsentiert, vor Augen geführt werden. Die dichte Gegenüberstellung der Interieurs mit Stillleben, Landschaften, Pin-ups und den illusionistisch angelegten abstrakten Interieurs zeichnet dabei die vom Künstler so unverblümt und frech gestellte Frage nach den heutigen Bedeutungen so diskursiver Begriffe wie Serialität, Mimesis, Ornament oder Motiv nach. Gerade mit dieser Unmöglichkeit der Einordnung seines Oeuvres führt Anton Henning den Betrachter an einen Nullpunkt, an dem offenbar keine Kategorien mehr gültig sind und der Grenzgang zwischen malerischem Erfolg und Misserfolg bewusst beschritten wird. Trotz oder gerade wegen der verführerischen und unvoreingenommenen Anlage seiner Bilder konfrontiert uns der Künstler früher oder später mit der unbequemen Frage des „Worumgehteshiereigentlich?“ (um alles). Der generöse und deswegen oft oberflächlich daher kommende und bewusst genie-geschwängerte Umgang mit den schönsten Fundstücken des allgemeinen Bildgedächtnisses unserer Zeit verwirrt und polarisiert mit einer Malerei, die, weil sie unprätentiös und direkt ist, auch „ziemlich schön“ sein darf und - „ziemlich sexy“.

Diese Ausstellung wird unterstützt vom der Luzerner Kantonalbank und dem Institut für Auslandsbeziehungen e.V., Stuttgart. Katalog anlässlich der Ausstellung: Anton Henning, Ziemlich schöne Malereien, mit Texten von Susanne Neubauer und Jean-Christophe Ammann, Kunstmuseum Luzern und Edizioni Periferia, 2003, 86 Seiten, ca. 41 Farbabbildungen, dt./engl., 23 x 28 cm, Hardcover. Pressetext

only in german

Anton Henning - Ziemlich schöne Malereien
Kuratorin: Susanne Neubauer