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Eröffnung: 19. März, 18 – 21 Uhr

Related zeigt eine Installation mit neuen Arbeiten des amerikanischen Künstlers Anthony Goicolea: Einer Serie von Portraits auf Mylar, basierend auf alten Fotografien von Familienangehörigen, die in Kuba, der Heimat seiner Familie, gelebt haben oder dort verblieben sind. Als skulpturale Komponente installiert der Künstler in den Galerieräumen mehrere Telefonmasten, an die er Zeichnungen und Fotografien anbringt. Die Drahtverbindungen, die vom Mast zu den Galeriewänden führen, leiten wiederum dort zu einer Reihe von gerahmten Fotografien, Zeichnungen und Gemälden über.

Als Exilkubaner der ersten Generation umkreist Anthony Goicolea das Thema: Umsiedlung, Identität, Familiengeschichte, kulturelle Gebräuche. Zahlreiche Immigranten der ersten Generation fühlen sich in ihrer neuen Heimat in gewisser Weise deplaziert. Nur noch die alten Familientraditionen und Sitten verbinden sie mit ihrer ursprünglichen Heimat. Langsam integrieren sie sich zwar in ihr neues Umfeld, dennoch verbleibt das Gefühl der Isolation und Entfremdung und das Festhalten an den alten Sitten und Gebräuchen untermauert wiederum die Distanz zur neuen Umgebung.

Anthony Goicolea hat mit großem Geschick und Gefühl Portraits der ihm wenig vertrauten oder gar unbekannten Familienmitglieder angefertigt, die er dann auf Bäumen, Telefonmasten oder verwitterten Strukturen angebracht, fotografiert hat. Dadurch entstehen quasi reinterpretierte Reproduktionen zweiter Generation ihrer Ansicht und fördern ein Gespür für Regeneration und eine neue selbstreferentielle Darstellung. In diesem isolierten Kontext an den Bäumen und Masten hängend, erinnern seine Portraits an Steckbriefe vermißter oder gesuchter Personen, obwohl sie an seine fernen Verwandten erinnern, die indirekt Einfluß auf sein Leben genommen haben.

Wohnte seinen früheren Arbeiten ein spielerischer Narzißmus inne, so kennzeichnet Ernsthaftigkeit und die fast wehmütige Suche nach den Wurzeln und den Verbindungen zur eigenen Vergangenheit die neuen Arbeiten, reflekiert in symbolischen, isolierten Kulissen. Hier wie auch in seinen multiplen Selbstportraits der früheren Zeit, erforscht Anthony Goicolea die eigene Identität, nur dieses Mal nähert er sich ihr in der bewußten Wahrnehmung der Einzigartigkeit des Individuums. Anthony Goicolea, 1971 in Atlanta, Georgia geboren, lebt und arbeitet in New York City. Ausstellungsbeteiligungen in 2007 sind u.a. Die Jugend von heute in der Schirn Kunsthalle, Frankfurt am Main, und Norbert Bisky – Ich war es nicht im Haus am Waldsee in Berlin. In 2005 gewann er den BMW Photo Paris Preis.

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Anthony Goicolea
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Ort: ScheiblerMitte, Charlottenstr. 2 (Durchfahrt)