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Eröffnung: Freitag, 20.03. 19 -22 Uhr

Sies + Höke präsentiert mit dem jungen britischen Künstler Andy Parker (* 1978 Portsmouth) einen Neuzugang im Galerieprogramm und widmet ihm die erste Ausstellung in Deutschland.

Andy Parkers künstlerisches Interesse gilt den Herstellungs-, Gebrauchs- und Verbrauchsprozessen von Alltagsobjekten, die die Grundversorgung menschlichen Lebens ausmachen. Auf die Vielschichtigkeit der Begriffe Wert, Funktion, Produktion, Nutzung und Verfall abzielend, überführt er allgemeinübliches Gebrauchsinventar unter Verwendung von Druckgrafik, Zeichnung, Fotografie, Film, Skulptur bis hin zu temporären Interventionen in neue Sinnzusammenhänge.

Ausgangsmaterial für die aktuelle Serie Raft ist der im öffentlichen Stadtraum zur Entsorgung freigegebene Sperrmüll. Waschmaschinen, Mikrowellen, Matratzen, Tische und Kühlschränke – Parker rekonstruiert den alltagsgewohnten Hausrat mit Hilfe von Tapes, Packschnüren, Farbe und Alufolie. Durch die Verwendung alltagstauglicher Materialien und durch eine einfache Verarbeitung vermeidet er jede technische Perfektion und lässt stattdessen vertraute, übersehene und verbrauchte Objekte fragil und merkwürdig gefährdet erscheinen. Die Grundbestandteile eines Durchschnittshaushalts werden aufeinander gestapelt, verschnürt, vom Künstler als skulpturales Gesamtpaket an einer stürmischen Meeresküste zu Wasser gelassen und damit den unberechenbaren Kräften der Natur ausgesetzt. Fotografisch festgehalten und mit dem Titel The History of England versehen, lässt Andy Parker damit nostalgische Meeresmythen in Alltagsgeschichte übergehen und entwirft eine ganz eigene Chronik seines Landes. Verdichtet in der Metapher des Floßes (raft) bleibt dabei ungewiss, ob das als Ladung verpackte „zu Hause“ den Transport sicher überstehen oder - für immer untergehen wird. Mit der Aquarellserie Ulex europaeus widmet sich der Künstler dem Stechginster, dessen mit Dornen und Blüten besetzten Zweige er detailgetreu und exponiert auf Papier aufzeichnet und auf Pappkarton mit handelsüblichen Office-Clips anbringt. Die Feinzeichnungen gleichen botanischen Studien und erinnern in ihrem Naturalismus an die fotografischen Pflanzensammlungen von Karl Blossfeldt. Parker richtet unser Augenmerk auf ein Gewächs, das bei uns aufgrund seines alltäglichen Vorkommens an Straßenrändern und auf Feldern vorrangig dazu taugt, übersehen zu werden. Als pflanzlicher Eindringling (Neophyt) hingegen gilt der Stechginster in vielen Ländern als Landplage, weil er sich unkontrolliert ausbreitet und für verheerende Buschbrände sorgt. Andy Parker porträtiert ein alltägliches Phänomen, dessen scheinbare Harmlosigkeit Schönheit wie auch Gefahren in sich birgt – im botanischen, ästhetischen wie symbolischen Sinn.

Carla Orthen

Andy Parker ist 1978 in Portsmouth (UK) geboren, lebt und arbeitet in London. www.andyp.co.uk

Solo-Shows (selection): 2008 The Abundance, Museum of St. Helena, South Atlantic Ocean 2006 Lokaal 01, Antwerp (B)

Group-Shows (selection): 2008 Not Here, Not Now, Plan 9, Bristol (UK) Raising Ground, Bearspace, London Gatti, Canal Museum, Camden, London Artfutures, Contemporary Art Society, Bloomberg, London Picante, Deutsche Bank, London 2007 Isobar, Fieldgate Gallery, London We Like It A Lot, Nettie Horn, London Objects of Art, Matthew Bown Gallery, London Paulo Post Futurum, Breda’s Museum, Breda (NL)

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Andy Parker