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Die vier ausgestellten, großformatigen Bilder sind von elementarer Bildgewalt und Komplexität. Sie zählen zu einer in jüngster Zeit entstandenen Serie, den sogenannten „N-Bildern“, die durchgehend aus schwarzen Formationen umgeben von einem sehr hellen, flirrenden Farbton komponiert sind. In ihnen gehen Wesenszüge vorangegangener Werke Butzers und neuartige malerische Elemente eine Verbindung ein, so dass etwas gänzlich Neues hervorgebracht wird. Das, was zunächst vielleicht als geometrische oder architektonische Bildkonstruktion erscheinen mag, ist jedoch eine für jedes einzelne Bild neu ermalte Schöpfung, welche die Grundverhältnisse des Seins in sich trägt. Mit Blick auf Cézanne und Signorelli treffen die vermeintlichen Gegensätze von Leben (aufrecht) und Tod (entkräftet aufliegen) in horizontalen und vertikalen schwarzen Bändern aufeinander und verschmelzen. Die „N-Bilder“ offenbaren eine bildnerische Gewaltsamkeit, der nichts Narratives oder Motivisches mehr eigen ist. Die Gewalt ist ganz in die wenigen Bildmittel übergegangen, ein Malvorgang, der in allen Teilen gleichzeitig vor sich geht – lichte Gründe und mit freier Hand ein- oder untergemalte schwarze Bänder. Diese schwarzen Formationen sind koloristische Verdichtungen, berechnet im Verhältnis zur Gesamtfläche als Farbraum, die jegliche zeichenhafte Struktur mit Farbe und Licht überstrahlen, oder wie der Künstler es nennt, sie „zur Vernichtung und Verbrennung“ bringen. Das Maß dieser Verhältnismäßigkeit leitet sich für André Butzer aus der selbstgesetzten Zahl „N“ ab. „N“ begleitet den Künstler seit mehreren Jahren seines Schaffens, so zunächst bei den ab 2001 entstandenen Werken zum sog. „N-Haus“, als einem Symbol für einen fiktiven Ort, an welchem alle Farben aufbewahrt werden. Inzwischen ist „N“ zur Koordinate geworden, an der sich Butzers Bilder ausrichten – eine kosmische Zahl als künstlerisches Maß zur Kalkulation des Bildnerischen. Von entscheidender Bedeutung ist, dass es sich dabei um keine weltlich-mathematische und grafische Bildrechnung handelt, sondern um eine das Bild in Schwingung versetzende Kalkulation mit Farbwerten. Die komplexe Entwicklung der Kunst André Butzers kulminiert in diesen „N-Bildern“ in der endgültigen Auflösung des bisher sein Werk bestimmenden Gegensatzes von „grau“ und „bunt“, zugunsten einer gesteigerten „potenziellen Farbigkeit“. Das vermeintliche helle Grau strebt vielmehr einem Weißton zu, der die Grundfarben blau, rot und gelb beinhaltet, welche in feinen Nuancierungen in verschiedenen Passagen der Bilder aufleuchten und wieder verschwinden. Die „N-Bilder“ halten die Farbigkeit in sich geborgen - die Farbe wird so vom Betrachter nicht in ihrer Selbstdarstellung in Sinne einer naturalistischen Wiedergabe wahrgenommen. Das Bild, das aus sich heraus leuchtet, ist die Summe aller Farben, eine Sammlung des Lichts. Die Malerei wird zu einem transzendenten Ort, zur Schwelle und damit zugleich zu einem unmöglichen oder Nicht-Ort von existenzieller Konsequenz. Damit ist der Kern von Butzers Kunst getroffen: er bildet nicht die Welt ab, wie wir sie kennen, sondern er schafft im höchsten Grad der Abstraktion. Diese Abstraktion ist jedoch nicht zu verwechseln mit einer Übertragung ideeller Werte in Zeichen analog zu Prinzipien Konstruktivistischer Kunst. Butzer betreibt das Gegenteil dessen. Jedes Bild ist eine Neusetzung und ist damit unübertragbar. Wie schon Piet Mondrian bringt er motivlose Gesetzmäßigkeiten zur Erscheinung, die immer neu ausgelotet werden müssen. Butzers malerische Praxis ist kein Abbildungsprozess, sondern ein Schaffensprozess im ursprünglichen Sinn der Schöpfung und Kreation. Raum, Licht, Farbe sind Lebensaspekte, die in den Bildern aufscheinen; jedem einzelnen Werk ist die Verhältnismäßigkeit von Leben und Tod, welche als Einheit verstanden und gebildet wird, eingeschrieben.