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Alltagsarchäologische Analogobjekte

Eine Ausstellung in der Ausstellung: Zwischen die Ausstellungsexponate der archäologischen Sammlung des Heilbronner Museums wurden vom Bochumer Künstler Matthias Schamp allerlei rätselhafte Gegenstände eingebracht. Er bezeichnet sie als alltagsarchäologische Analogobjekte. Hierbei handelt es sich um seine ganz persönlichen Ausgrabungen, die er auf Flohmärkten und in Trödelläden, einem Kaugummiautomaten, in den Wohnungen und Kellern seiner Freunde und an vergleichbaren Orten getätigt hat. Manches hat er auch einfach auf der Straße aufgelesen. Die Objekte sind nicht zufällig gewählt. Und auch die Positionen, die sie nun innerhalb oder außerhalb der Vitrinen einnehmen, folgen sorgfältigen Arrangements. So soll jedes alltagsarchäologische Analogobjekt im Zusammenspiel mit seinem Drumherum – d. h. den „regulären“ Ausstellungsstücken – eine „poetische Erzählung“ starten, die der Künstler gewissermaßen seinen Objekten „abgelauscht“ hat. Mal harmonieren sie mit den archäologischen Funden, mal kontrastieren sie diese in einer verblüffenden Weise. Die Risse in der Wahrnehmung, die sie dabei erzeugen, sind kalkuliert. Durch sie eröffnen sich neue Sichtweisen für die Besucher – nicht nur auf die Exponate der archäologischen Sammlung, sondern auch auf die Art und Weise ihrer Präsentation. Die Stationen, die sich durch die künstlerischen Interventionen ergeben, heißen z. B. Schattenlasso, Steuerungselement einer Zeitmaschine, Feuerwehrauto-Zwischenraumverfüllung, totes-Socke oder Das ultrasemiotische Mauseloch. In ihrer Gesamtheit ergeben sie eine Art Pfad. Dieser schlägt zugleich auch einen gedanklichen Bogen, zu dessen Unterstützung zudem auch ein vom Künstler gestaltetes Begleitheft herangezogen werden kann. Diese gedankliche Verbindungslinie berührt viele Bereiche, die auch in der allgemeinen Archäologie eine Rolle spielen: Erinnern und Vergessen, Zusammenfügen und Verstreuen, Ordnungen, Schichten und die alles bewegende Frage, wie sich anhand von wenigen Überbleibseln und Spuren etwas Gewesenes in seiner Komplexität erfassen lässt. Ein jeder ist herzlich eingeladen, diesen Gedankenpfad zu betreten. Weil einige seiner Stationen sehr unscheinbar oder versteckt sind, ist die Angelegenheit auch eine Suche. Aber es gibt dabei eine Menge zu entdecken. Und nicht nur alltagsarchäologische Analogobjekte. Denn auch die „regulären“ Sammlungsstücke brennen darauf, mit anderen Augen angeschaut zu werden, und dadurch eine neuartige Aktualisierung zu erfahren.

Der Bochumer Künstler Matthias Schamp, Jahrgang 1964, ist in Heilbronn kein Unbekannter. Mit Installationen und Performances ist er seit 1995 regelmäßig bei Neue Kunst im Hagenbucher zu Gast. Die Vernetzung von Kunst und Wissenschaft und die Wahrnehmungsschärfung für Alltagsdinge ist künstlerisches Prinzip von Matthias Schamp. So gründete er 1997 in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Museum Münster den Mythos-Grill. Das Unternehmen ist Pommesbude und alltagsarchäologische Spielstätte zugleich und floriert seither mit temporären Filialen in Museen und Kunstinstitutionen im In- und Ausland (zuletzt 2013 im Kunstmuseum Ahlen sowie auf Einladung des litauischen Goethe-Instituts in Vilnius). In Zusammenarbeit mit der Städtischen Galerie im Museum Folkwang Essen widmete er sich 2002 im Rahmen von Private Öffentlichkeit den in Essener Bussen und Bahnen vergessenen Gegenständen (objets perdus – Einstiegsluken in eine Topologie der verlustig gegangenen Dinge). Er hatte Lehraufträge u. a. an der Bauhaus-Universität Weimar und an der TU Berlin und veröffentlichte zahlreiche Bücher. 2007 produzierte der WDR sein Hörspiel Der Aufstand in den Sinnscheiße-Bergwerken, das seitdem mehrfach ausgestrahlt wurde. Mehr Infos: www.der-schamp.de

Daten der Ausstellung

Ausstellungstitel : Alltagsarchäologische Analogobjekte Eine künstlerische Intervention von Matthias Schamp in der archäologischen Sammlung der Städtischen Museen Heilbronn

Laufzeit der Ausstellung :
22. November 2013 bis 31. Mai 2014

Ausstellungsfläche : innerhalb ca. 400 m² vom Steinzeit-Raum bis in den Raum Mittelalter/Neuzeit Ausstellungskonzeption: Matthias Schamp, Bochum Eintritt: frei Öffnungszeiten: Di 10 bis 19 Uhr, Mi-So/Feiertag 10 bis 17 Uhr Kontakt: Städtische Museen Heilbronn Dr. Christina Jacob Deutschhofstr. 6, 74072 Heilbronn Tel. 07131/56-3092, Fax 07131/56-3194 E-Mail: christina.jacob@stadt-heilbronn.de Internet: www.museen-heilbronn.de

Veranstaltungen zur Ausstellung: Eröffnung der Ausstellung Do // 21.11.2013 // 19 Uhr
Fr // 03.01.2014 // 15 Uhr Rundgang für Familien "Rätselhafte Vorkommnisse in der Archäologischen Sammlung". Mit Dr. Christina Jacob zu den Interventionen "Analogobjekte" Di // 25.02.2014 // 17.30 Uhr Abendführung "Alltagsarchäologische Analogobjekte" in der archäologischen Sammlung mit Dr. Bernhard Stumpfhaus