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Eröffnung: 6. März 2008, 19.00 Uhr

Die Frage nach dem gegenwärtigen Status der Malerei bezieht sich auf eine Vorformuliertheit von Bildwelten, in der eine Demokratisierung bzw. Gegenüberstellung unterschiedlicher medialer Träger zu verorten ist. Bilder als Abbilder einer medialen Wirklichkeit, die künstlerisch verhandelt und in eine neue Bildsprache übersetzt werden, zeugen von der Veränderung soziopolitischer und wissenschaftlicher Inhalte und der mit ihr einhergehenden Medien. Diese Parallelität der Medien verändert den Blickwinkel auf die Malerei, indem ihr Ursprung nicht mehr bloß in der Natur (sowohl territorial als auch physisch) liegt, sondern vor allem in anderen Bildern, die als Vorgabe für eine medial stilisierte Welt dienen. Der Wandel von einer analogen in eine digitale (Bild-)Welt veranlasst Technikfreaks und KünstlerInnen immer wieder dazu, zwischen diesen zwei Polen zu wechseln und die Geschichte des technischen Fortschritts aus einem scheinbar nostalgischen Blickwinkel zu hinterfragen. Die Künstlerin Agnes Fuchs bezieht sich in ihrer Malerei genau auf jene Schnittstelle zwischen einem visuellen Vokabular von analogen technischen Apparaturen und ihrem zukunftsträchtigen bzw. utopischen Potential. Bilder von technischen Maschinen aus dem Archiv ihres Vaters oder filmische Szenerien etwa aus den frühen James Bond Filmen werden in eine minimale Malereisprache übersetzt, die jene Überlegenheitssymbolik wissenschaftlicher Laboratorien symbolisiert, die stets neue Forschungsergebnisse und für LaienbetrachterInnen meist nicht nachvollziehbare Tätigkeiten erbringen.

Die Maschinen und Apparate in Fuchs’ Bildern transzendieren sowohl den analogen Charakter maschineller Prozesse aus vergangenen Jahrzehnten als auch ihre malerische Übersetzbarkeit auf die Leinwand. Dadurch führt die Künstlerin subjektive Erfahrungsmomente aus ihrem eigenen medialen und mentalen Bildrepertoire in einen scheinbar objektiven Zusammenhang, der jenes Moment einer wissenschaftlichen Faktizität und die mit ihr einhergehende Glaubhaftigkeit technischer Resultate evoziert. Fuchs thematisiert in ihren Bildern jedoch nicht nur den vermeintlichen Absolutheitscharakter der Forschung, sondern auch unseren Glauben an die Wahrhaftigkeit von medialen Bildern, deren Inhaltlichkeit vor allem durch die Kunst vielfach auf den Prüfstand gestellt wird. Hier setzt auch die gegenwärtige Malereipraxis an, deren Aufgabe darin besteht, mit klassischen Abbildungstechniken auf medial vorformulierte Bilder von gesellschaftlichen Normierungsprozessen und der daraus folgenden Positionierung des Individuums in einer spezifischen Sozialität zu reagieren.

„This could put us years ahead“ ist nicht nur Titel der Ausstellung, sondern auch Notiz in einem der Bilder, das eine militärisch und industriell anwendbare Mess-Kontroll-Konsole im Stil der Sechziger Jahre zeigt, dessen modernistische Ästhetik sich im Design des Arbeitssessels widerspiegelt. Der Einblick in ein Forschungslabor sowie in das Kontrollzentrum einer Raketenabschussbasis zeigen auch in den anderen Bildern, wie unser Glaube an die Zukunft durch mediale Welten und die Architektursprache technischer Apparate über die Jahrzehnte geprägt wurde. Letzteres tritt vor allem auch in Fuchs’ minimalem Einsatz von Farbe und Form zutage, der die Strukturiertheit einer technischen Welt bedingt. Walter Seidl