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Ausstellungseröffnung: Freitag, 22. Januar 2010, 18 – 21 Uhr Künstlergespräch mit Bernd Stiegler, Steffen Siegel, Florian Ebner und Adrian Sauer: Dienstag, 23. Februar 2010, 19.00 Uhr

„In seiner Arbeit 16.777.216 Farben stellt Adrian Sauer die gesamte Palette des digitalen Malkastens dar. Die 16.777.216 Tonwerte, die der RGB-Farbraum nach dem additiven Modell der Farbsynthese zu differenzieren vermag, stehen dabei jedoch nicht in ihrer Abfolge des Farbspektrums nebeneinander, sondern sind nach dem Zufallsprinzip angeordnet worden. So bildet sich kein übergangsloser Verlauf, sondern ein flirrender Teppich aus kleinen farbigen Quadraten, nicht die ausdifferenzierten Übergänge der Farben stehen im Vordergrund, vielmehr vermittelt sich die Idee von der Endlichkeit des digitalen Farbraums: Dies gibt es und mehr nicht! Mit dieser Geste weist Adrian Sauer seine hier versammelten Arbeiten als Verifiche, als neue Überprüfungen des fotografischen Materials aus, 40 Jahre nach den Pionieren der Bildanalytischen Fotografie.

In einer weiteren Arbeit zeigt Adrian Sauer „Porträts“ von Büchern. Sie wurden in mehrfacher Ansicht und vor neutralem Hintergrund aufgenommen. Die Bildpaare arbeiten im Zusammenspiel der beiden Einstellungen das Plastische der jeweiligen Publikation heraus, ihr Volumen, aber auch die Spuren ihrer Benutzung. An dieser Stelle beginnt die sorgsam dosierte Paradoxie von Sauers Repräsentationsweise sichtbar zu werden. Betonte die Einstellung gerade das Objekthafte des Buches, so verwandelt die Oberflächenbehandlung die abgebildeten Buchkörper in Stellvertreter, ähnlich jener Hohlkörper, die als Buchattrappen in den Regalen der großen Möbelhäuser stehen. Sie verweisen auf Titel, die im Grunde auch erfunden sein könnten. Dass Adrian Sauer ausgerechnet Standardwerke der zeitgenössischen Fotografietheorie seiner Praxis einer digitalen Neukomposition bestehend aus fotografischer Aufnahme und Nachbearbeitung in Photoshop unterzogen hat, macht die Sache zusätzlich signifikant, finden sich doch in den beiden Büchern sowie der Zeitschrift wichtige Aufsätze zur digitalen Fotografie, die seine Arbeit flankiert haben. So werden Sauers Bilder von Büchern zu Indizien eines medienhistorischen Prozesses, zum einen durch die Nüchternheit ihrer Erscheinung (dargestellt als seien es Beweisstücke), zum anderen durch die Referenz auf bestimmte Positionen der Theorie und durch die prekäre, halb fotografische und halb pikturale Natur des Verweises selbst.“ (Florian Ebner)

Gleichzeitig erscheint das Künstlerbuch „16.777.216 Farben“. In drei Bänden versammelt Sauer Arbeiten, die seinem Interesse an den Bedingungen und Folgen des Verschwindens der analogen Fotografie für die zeitgenössische Bildkultur zuspitzen und die Konsequenzen des Gebrauchs digitaler Bilder reflektieren.

Am 23. Februar 2010 findet in der Galerie ein Künstlergespräch statt. Adrian Sauer diskutiert seine Arbeiten mit Prof. Dr. Bernd Stiegler und Prof. Dr. Steffen Siegel. Bernd Stiegler lehrt an der Universität Konstanz mit dem Schwerpunkt Theorie und Geschichte der Fotografie. Er hat zahlreiche Bücher unter anderem bei Suhrkamp und im Wilhelm Fink Verlag veröffentlicht. Steffen Siegel ist Juniorprofessor an der Univerität Jena. Er befasst sich mit der Nutzung von Visualisierungen in Kultur und Wissenschaft. Auch er veröffentlichte unter anderem im Wilhelm Fink Verlag. Florian Ebner, Fotohistoriker und Leiter des Museums für Photographie in Braunschweig, wird das Gespräch moderieren. Er hat auch den Text für das vorliegende Künstlerbuch verfasst.

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Adrian Sauer
16.777.216 Farben