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Die Ausstellung about nothing in der Guardini Galerie konzentriert sich auf jene Aspekte des Nichts, wie sie im Zen-Buddhismus – über den Weg der Meditation – anvisiert werden. DerMeditierende nähert sich durch das Still-Halten von Körper und Geist einer mit Worten nicht zubeschreibenden Sphäre, in der sich das Denken – das von seiner Natur her in Gegensätzen und Unterscheidungen verhaftet ist – auflöst in reines Sein. Diese eher der Seele zuzuordnendeBewusstseinsebene wird innerhalb der Endlichkeit des Körpers als unendliches Nichts erfahren.

Jede der drei in der Ausstellung gezeigten Arbeiten beinhaltet als zentrales Element eineneigenen Rhythmus, der vielschichtige, auf Dualität beruhende Aspekte des Daseins thematisiert,aber auch universelle Bereiche jenseits dessen berührt.

Christine de la Garenne hat aus der Videoaufnahme eines eher unspektakulären Naturmotivsein monumentales Gemälde mit subtilen Irritationen geschaffen. In dem Video BARBIZON(2002) hat sie die Wolken eines Sonnenuntergangs digital bearbeitet, so dass eine leicht beschleunigte Vor- und Zurückbewegung entsteht. Die Absurdität dieses nicht enden wollendenSonnenuntergangs wird durch eine fast statische Baumgruppe von dem steten Fließen einesruhigen Flusses im Vordergrund des Videos kontrastiert. In verschiedenen Meditationsanweisungen werden die unaufhörlich treibenden Gedanken metaphorisch als Wolken bezeichnet,die der Meditierende lediglich beobachten möge, ohne sie festzuhalten. Dieses einfache Vorbei-ziehenlassen der Gedanken, gehört zu den schwierigsten Übungen überhaupt. Das FesthaltenWollen sich in Bewegung befindender Phänomene, ist ein aussichtsloser Versuch... panta rhei.Alles fließt.

Bei der Installation Melancholie Modern (nach Dürer) von Sabine Groß öffnet ein spiralförmigsich herunter- und am Tiefpunkt wieder heraufschraubender Sound, der aus einem schwarzenPolyeder in den Raum hineinvibriert, ein schwingendes Universum. Dieser sphärische Sound wirkt wie ein Sog und ist eine abstrahierte und zugleich erfahrbare Umsetzung der Wirkung, dieauch das Bild – das Ausgangspunkt der Installation ist – kennzeichnet. In dem komplex ver-schlüsselten Kupferstich „Melancholie“ (1514) von Albrecht Dürer ist der Polyeder Teil einer chaotischen Umgebung, in der ein Engel gedankenversunken seinen Blick in unbestimmteWeiten schweifen lässt. Energetische Schwingungen, die der Mensch durch bestimmteTechniken in seinem Körper aktivieren kann, werden zunehmend auch wissenschaftlich messbar. So haben Hirnforscher nachgewiesen, dass tibetische Mönche während der Meditation – derenFokus „Mitgefühl“ ist – Gammawellen in ihrem Gehirn produzieren, deren Werte eine solch hoheSchwingung erreichen, dass sie nach Meinung der Wissenschaftler „jenseits von Gut und Böse“1 liegen.

Bei Klaus Illi bestimmt das Ein- und Ausatmen einer einzigen roten, kreisrunden Membran denAusstellungsraum. Seine mit Latex bespannten Konstruktionen sind Skulpturen im Raum, mitdenen der Betrachter automatisch in Beziehung gerät, sobald er sich ihnen nähert. Auf den Impuls eines Bewegungsmelders hin, wird das entsprechende Objekt „beatmet“. Im Atem-rhythmus selbst ist die Pause, die zwischen Ein- und Ausatmen entsteht, ein Moment der Leere,des Nichts. Befasst sich das Denken mit dualen Aspekten wie Leben und Tod, Endlichkeit versus Unendlichkeit, Sein und Nichtsein, stößt es fast immer an scheinbar unüberwindbareGrenzen. Eine andere im Zen-Buddhismus bevorzugte Technik, um den Geist zur Ruhe zubringen, sind unlösbare Denkaufgaben – sogenannte Koans –, die den Meditierenden letztlich dazu bringen sollen, den Sprung über diewagen.

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